Bis vor Kurzem bedeutete die Fahrt mit dem ICE für die meisten Bahnreisenden eine Zwangspause vom Internet. Nur Passagiere in der 1. Klasse konnten E-Mails checken oder im Internet surfen. Seit Anfang des Jahres dürfen alle Gäste online gehen. Aber wie gut funktioniert das bislang?
Dieser Frage ist die Stiftung Warentest nachgegangen. Mitarbeiter fuhren dazu viele Hundert Kilometer in ICEs durch Deutschland und überprüften das Angebot mit dem nun auch in der 2. Klasse kostenlosen WLAN, wie die Stiftung Warentest mitteilte. Das Urteil war recht positiv, wenn auch nicht überschwänglich. „Das kostenlose WLAN-Angebot in den ICEs ist durchaus brauchbar“, bilanzierten die Warentester.
Offline oder Datenautobahn
Negativ fiel den Angaben zufolge auf, dass das Surftempo teilweise erheblich schwankte. Im Extremfall sei gar keine Verbindung zum Internet möglich gewesen. Daran muss aber nicht die Bahn schuld sein. Zum einen fällt der mobile Datenempfang entlang der ICE-Trassen unterschiedlich stark aus. Zudem müssen sich die Passagiere die Übertragungsraten teilen: Je mehr Reisende gleichzeitig online gehen, desto langsamer wird also das WLAN. Im Gegenzug wurden laut der Stiftung zwischen Berlin und Frankfurt am Main aber auch mal Spitzengeschwindigkeiten von bis zu rund 2,5 Megabit pro Sekunde gemessen, die das Streamen von Filmen in gehobener Bildqualität erlauben.
Von solchen Schwankungen abgesehen zeigten sich die Tester insgesamt recht angetan von dem zur Verfügung stehenden Datenvolumen. Zwar wird im Gegensatz zur 1. Klasse die Surfgeschwindigkeit gedrosselt, sobald man 200 Megabyte an Daten verbraucht hat. Danach reicht die Übertragungsrate meist aber immer noch, um problemlos zu surfen und E-Mails abzurufen, wie die Stiftung Warentest feststellte. Im Schnitt wurde nämlich eine gedrosselte Restgeschwindigkeit von rund 600 Kilobit pro Sekunde gemessen. „Selbst Filme lassen sich bei diesem Tempo unter Umständen noch streamen – wenn auch in niedriger Bildqualität“, hieß es.
Widersprüche im Kleingedruckten
Kritik übte die Stiftung Warentest an den Allgemeinen Geschäftsbedingungen für das WLAN. Das wird nicht direkt von der Deutschen Bahn zur Verfügung gestellt. Stattdessen gehen Passagiere ein Vertragsverhältnis mit dem schwedischen Dienstleister Icomera ein. Der behält sich laut Stiftung Warentest in den AGB zum Beispiel das Recht vor, Gebühren für das mobile Internet zu erheben. Ein Sprecher der Bahn erklärte dies mit einer für dieses Jahr geplanten Option für Reisende der 2. Klasse, auch nach Aufbrauchen der 200 Megabyte mit hoher Geschwindigkeit zu surfen. „Das WLAN in der 2. Klasse ist und bleibt kostenlos“, versicherte er der Stiftung Warentest.
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Von Hannah Sommer