Zertifizierungen für Reiseleiter und Reiseleiterinnen gibt es schon länger – als Reiseleiterzertifikat des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft oder des Reiseleiter Tour Guide Verbands bzw. der IHK. Nun aber gibt es ein neues Bewertungssystem wie bei den Hotels: Die Guides können Sterne beantragen und so mit ihrer Qualifikation werben. Das macht sie für Gäste vergleichbarer.
Ein guter Reiseleiter muss weitaus mehr Fähigkeiten besitzen als nur über Land und Leute zu berichten und dazu die Fakten herunterzurattern. Im Idealfall hat er ein ausgezeichnetes Gespür für Gruppen und Stimmungen, kann in vielen Sprachen darauf reagieren und ausgleichend wirken und ist außerdem ein Improvisationsprofi, wenn es mal wo hakt. Sein oder ihr Auftreten ist ein wesentlicher Faktor, wie gelungen Touristen ihren Urlaub empfinden. Vor diesem Hintergrund ist es absolut verständlich, dass nach einem Bewertungssystem verlangt wurde, das die einzelnen Guides vergleichbarer macht. Schließlich will man unliebsamen Überraschungen im Urlaub aus dem Weg gehen.
Wie aussagekräftig dabei die neu vergebenen drei bis fünf Sterne sind, soll jeder selbst entscheiden. Wie auch bei den Hotels, die nach ihrer Ausstattung bewertet werden, was noch lange nichts darüber aussagt, wie herzlich man dort empfangen wird, bekommen die Reiseleiter ihre Sterne für umfangreiche Zusatzqualifikationen wie Berufspraxis, Ersthelferausbildung und Haftpflichtversicherung. Für den Erhalt von vier Sternen muss der Guide neben einem Tourismusstudium auch über eine zweite Fremdsprache verfügen und ein Serviceseminar absolviert haben. Der „Plus-Guide“ mit fünf Sternen hat eine ganze Reihe IHK-Zertifikate vorzulegen, u.a. für Gruppen- und Eventreisen, Gästeführung, barrierefreies Reisen, Gebärdensprache und für Jugend- und Sprachreisen.
Das kurbelt den deutschen Zertifizierungswahn sicher an. Der schlaue Urlauber wird sich aber nichtsdestotrotz auf die Suche nach (möglichst) authentischen Erfahrungsberichten machen oder sich auf die eigenen Auswahl- und Qualifizierungsverfahren bestimmter Reiseanbieter verlassen.
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von Solveig Michelsen