Das Pariser Museum für moderne Kunst im Palais de Tokyo lud Anfang Mai 2018 zur Ausstellungsbegehung ein – ohne Kleidung. Und war erstaunt, dass sich für die 161 zur Verfügung stehenden Plätze mehr als 30.000 Interessenten fanden. Dabei war dies nicht die erste Nacktführung durch ein Museum: Auch das Leopold Museum in Wien hatte Nudisten schon zur Ausstellung „Nackte Männer“ geladen.
„Kleidung anzuziehen – oder Waffen – ist ein Statement“, sagte einer der Besucher der Nacktführung durch die Ausstellung „Zwietracht, Tochter der Nacht“. „Heutzutage wird auch Nacktheit als Statement angesehen, dabei ist es doch eigentlich umgekehrt: Nackt sein sollte als reiner Urzustand betrachtet werden.“ Das Pariser Museum für moderne Kunst im Palais de Tokyo experimentierte mit einer Verschiebung der Perspektive durch bloßes Nichts-Anhaben und stellte seine FKK-Gäste vor die zum Teil verstörenden Exponate.
Die Besucher reagierten sehr unterschiedlich. Während die einen von einer größeren Distanz zu den Kunstobjekten berichteten, gaben die meisten an, eine wesentlich intensivere Erfahrung und intimere Begegnung gemacht zu haben. Neu sind Nacktführungen indessen nicht: Auch das Leopold Museum in Wien hatte bereits zu der Ausstellung „Nackte Männer“ im Adamskostüm geladen. Und auch eine Mapplethorpe-Exhibition in Montreal wurde schon nackt besucht.
Der Run auf die Eintrittskarten zeigt auf jeden Fall deutlich: Es ist Zeit für neue Perspektiven. Und die müssen nicht unbedingt mit den zu betrachtenden Objekten zu tun haben.
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von Solveig Michelsen