2014 wurde eine deutsche Wanderin in Österreich von einer Kuhherde zu Tode getrampelt. Die österreichische Regierung stellt nun einen Verhaltenskodex für Wanderer und Landwirte auf. Er soll auf beiden Seiten für mehr Sicherheit sorgen.
Kühe vor Alpenkulisse sind das ultimative Postkartenmotiv. Für eine deutsche Urlauberin verwandelte sich die Idylle 2014 in ein Horrorszenario. Der Hund der Frau wurde beim Spaziergang über eine Alm offenbar von Muttertieren mit Kälbern als Bedrohung wahrgenommen. Die Herde trampelte die Frau nieder, sie erlag ihren Verletzungen. Kürzlich hat ein Gericht den Tiroler Landwirt zu hohen Schadenersatzzahlungen an die Hinterbliebenen verurteilt. Das sorgte unter Almbauern für Kritik und Verunsicherung. Die österreichische Regierung will nun Touristen stärker in die Pflicht nehmen – und ändert dafür sogar die Gesetze.
Österreich stellt Regeln für Wanderer auf
„Das Problem ist größer als der Fall, der vor einigen Wochen bekannt wurde“, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz bei der Vorstellung des „Aktionsplans für sichere Almen“ in Wien. „Es geht um das gute Miteinander von Landwirtschaft und Tourismus auf Österreichs Almen. Dieses Miteinander wollen wir mit dem vorgelegten Aktionsplan ebenso stärken wie die Eigenverantwortung, die alle Besucher unserer Naturlandschaften tragen.“
Geplant sind ein Verhaltenskodex für Wanderer sowie ein Ratgeber für Landwirte. Beide sollen nun mit den betroffenen Interessenvertretungen erstellt werden. Die Regierung will zudem das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch ändern. Das Ziel: Mehr Rechtssicherheit für die Bauern und weiterhin frei zugängliche Almen für die Wanderer. Der Verhaltenskodex für Touristen soll sich an den Pistenregeln des Skiverbands FIS orientieren. Geklärt werden unter anderem diese Fragen: „wie verhält man sich in der Nähe von Weidevieh“, „wie viel Meter Abstand sollte man halten“ und „wie werden Hunde auf Almen und Weiden richtig mitgeführt“?
Auch deutsche Bauern fordern Schutz
Das Gericht hatte den Tiroler Landwirt zu 180.000 Euro Schadenersatz sowie monatlichen Renten von 1.550 Euro für den Witwer und dessen Sohn verurteilt. Der Richterspruch sorgte auch unter deutschen Landwirten für Unruhe. Georg Mayr, der Vorsitzende des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern, sprach sogar von einer Existenzgefahr für die Almwirtschaft. Kein Bauer könne solche Zahlungen stemmen, sagte er dem Bayerischen Rundfunk und sprach sich für einen Verhaltenskodex nach dem Vorbild Österreichs aus.
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Von Hannah Sommer