Früchte, die einem in den Mund wachsen … davon träumten schon die alten Römer. Doch solche lukullischen Sehnsüchte müssen auch heute nicht unerfüllt bleiben. Mit der größten deutschen Plattform für die Entdeckung und Nutzung essbarer Landschaften führt Mundraub.org zu den manchmal versteckten Plätzen, an denen öffentliches Pflücken erlaubt ist.
Obst liegt manchmal in der Wiese. Oder hängt an Bäumen, die öffentlich zugänglich sind. Trotzdem greift man in der Regel auf plastikverpackte Vitamine aus dem Supermarkt zurück, die oft noch einen langen Transportweg hinter sich haben. „Das muss sich ändern“, dachten sich Kai Gildhorn und Katharina Frosch auf einer Paddeltour, als ihnen etliche Sträucher Unmengen an reifem Obst darboten. Als Folge gründeten sie die Plattform Mundraub.org – einen „Pflück-Atlas“ für öffentliches Obst, in dem inzwischen über 60.000 Fundorte eingetragen sind.
Dort werden Stellen verzeichnet, die Früchte und anderes Essbares zu bieten haben – vom Mirabellen-Baum bis zur Bärlauch-Wiese. Und zwar ganz legal. Einige Unternehmen sind gesetzlich dazu verpflichtet, Eingriffe in Natur und Landschaft durch Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen zu kompensieren, zum Beispiel durch eine Streuobstwiese. An anderen Orten investieren Kommunen in das Konzept „essbare Stadt“. So meldet etwa die Stadt Lüneburg im September: „Leckere Äpfel und Birnen! Mitnehmen unbedingt erwünscht!! Überall im Stadtgebiet stehen alte Obstbäume und tragen viele Früchte. Die dürft ihr gerne aufsammeln.“
Die Vision der beiden Gründer geht dabei noch weiter: Neben dem Nutzen vorhandener Ressourcen sollen auch neue geschaffen werden. Mit den Aktionsgruppen könnten zum Beispiel Obstbaumalleen gepflanzt werden. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier lobte das Projekt mit den Worten „Ich freue mich über das nachhaltige Engagement von Mundraub bei der Gestaltung und Nutzung der Kulturlandschaft (…).“ 2015 hatte Mundraub.org die Gastronomie der Bundesgartenschau Havelregion mit Saft aus Streuobst beliefert, wo der Bundespräsident zu Gast war.
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von Solveig Michelsen