Unter den Oki-Inseln im japanischen Meer gibt es eine ganz besondere, die als heilig verehrt wird und nur Männern am 27. Mai jedes Jahres zugänglich ist: Okinoshima. Davor allerdings müssen sie sich einem Reinigungsritual unterziehen, das es in sich hat.
Einst Stützpunkt für Seeleute, die auf ihrem Zwischenstopp für eine sichere Reise nach Korea oder den Erfolg ihrer diplomatischen Missionen beteten, wird Okinoshima heute als heilige Insel verehrt. Herzstück der Verehrung ist der Schrein Okitsumiya („Schrein in offener See“), der der Göttin des Meeresnebels geweiht ist. Auch die weiteren, dem dreiteiligen Großschrein Munakata zugehörigen Kultstätten verehren weibliche Göttinnen: der Hetsumiya („naher Schrein“) die Göttin der Verehrung/Miko und der Nakatsumiya („mittlerer Schrein“) die Göttin der rauen Gewässer.
Trotzdem dürfen Frauen seit jeher die Insel nicht betreten. Und auch Männern ist dies nur einmal im Jahr gestattet: am 27 Mai. Wer zu den auserwählten 250 gehört, die an diesem Tag das Heiligtum besuchen dürfen, muss sich davor einem Reinigungsritual unterziehen – und zwar splitterfasernackt! Zwei Verbeugungen, zwei Klatscher und ein Untertauchen im eisigen Wasser – danach ist man „gereinigt“ in den Augen des Schreinpriesters. Außerdem gelten strenge Regeln: Von der Insel vor der Küste Japans darf nichts mitgenommen werden, auch über Erlebnisse und Eindrücke auf der Insel darf niemals gesprochen werden.
Nun ist das Naturdenkmal und nationale Wildschutzgebiet im Gespräch um eine UNESCO-Anerkennung als Weltkulturerbe. Im Juli 2017 soll darüber entschieden werden. Die strengen Besuchsregelungen würden allerdings unverändert bleiben.
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von Solveig Michelsen