Japan gilt als eines der letzten Länder, in denen es unschicklich ist, Trinkgeld zu geben. Ein perfekter Service wird ohnehin vorausgesetzt – dafür braucht es keinen zusätzlichen Anreiz. Zufriedene Gäste bringen der Bedienung einfach aufrichtigen Respekt entgegen. Und manche sagen „danke“, indem sie die Papierserviette in ein kleines Faltkunstwerk verwandeln. Ein japanischer Künstler hat über 12.000 dieser kleinen Origami-Kunstwerke gesammelt.
Dass Origami – die Kunst des Papierfaltens – in Japan eine lange Tradition hat, wissen wir auch hierzulande. Dass die kleinen Faltkunstwerke aber auch dafür benutzt werden, um sich im Restaurant für einen guten Service zu bedanken, darauf musste uns erst der junge japanische Künstler Yuki Tatsumi stoßen. Seit seinem Studentenjob als Tischabräumer im Jahr 2012 sammelt er zurückgelassenes Papier in Form von Tieren, Menschen, Autos oder Häusern. Einige Menschen haben die kleinen Kunstwerke als Dankeschön für den guten Service zurückgelassen, andere haben einfach gedankenverloren mit ihrer Tischserviette gespielt. Auch die Papierverpackung der Essstäbchen ist fürs Falten sehr beliebt.
Mittlerweile hat er über 12.000 kleine Origami-Kunstwerke zusammengetragen, die er ausgestellt und in einem Buch veröffentlicht hat. Geholfen haben ihm dabei zahlreiche befreundete Kellner, die die jeweils schönsten Exemplare an ihn weitergeleitet haben. Schildkröten und Kraniche, die traditionellen japanischen Glücksbringer, sind dabei besonders beliebt.
„Wrapping chopsticks is the way of welcoming the guest. Folding the wrapping is the way of saying ‚thank you‘ back to the host.“ heißt es dazu auf der Webseite des Künstlers und Sammlers.
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von Solveig Michelsen