Dass Hall in Tirol im Mittelalter Drehscheibe des internationalen Handels gewesen ist, kann man heute noch an den prächtigen und gut erhaltenen Bürgerhäusern ablesen. Salz, Schifffahrt und die Münzprägung machten das kleine Städtchen äußerst wohlhabend. Heute versprüht Hall viel Lebendigkeit zwischen all den historischen Mauern und lädt seine Besucher ein auf malerische Rundgänge mit Cafés und Boutiquen, flankiert von den allgegenwärtigen Bergen.
Historisches Hall
Im 13. Jahrhundert wurden rund 10 Millionen Tonnen Salz im Halltal abgebaut und über den Inn verschifft. Umgekehrt war für alle anderen Wasserfahrzeuge auf dem Inn in Hall in Tirol erst einmal Schluss: Der Kopfhafen wurde nicht nur zum Auffangen der weiter flussaufwärts gefällten Bäume gebaut, sondern auch in Hoffnung auf reiche Einnahmen. Die Rechnung ging auf: Die Schiffer waren gezwungen, Station zu machen, einzukehren und ihre Waren zwischenzulagern.
Wenig später folgte schon der nächste Geniestreich: 1486 wurde auf Geheiß von Erzherzog Sigismund der erste Haller Guldiner geprägt aus dem im nahe gelegenen Schwaz abgebauten Silber. Die Münze war bald nicht nur begehrte Währung, sondern auch willkommene Propaganda mit dem Konterfei der Landesfürsten. Der Münzturm, der die Prägestätte bewachte, ist heute das Wahrzeichen der Tiroler Kleinstadt; das moderne Museum „Münze Hall“ bietet interessante Einblicke in diese Zeit.
Religion – einst und jetzt
Trotz allem Wohlstand konnte die Religiosität der Bewohner die Zeiten überdauern. Unter zahlreichen Kirchen sticht die Pfarrkirche St. Nikolaus als besonders hübsch hervor, nicht nur wegen der schmucken Mondphasen-Uhr an ihrem Turm.
Ein lebendiges Relikt vergangener Zeiten ist die „ewige Anbetung“ in der Herz-Jesu-Basilika: Die sieben verbliebenen „Töchter des Herzen Jesu“ wechseln sich ab mit der kontinuierlichen Anbetung des Herrn. Auch wenn sie nur zu wenigen Gelegenheiten sprechen und das Kloster nicht verlassen dürfen – als Dank für Essensspenden, von denen sie ausschließlich (!) leben, sprechen sie Wunsch-Gebete, um die man sie bittet.
Hall in Tirol heute
Den Flair historischer Mauern möchte man nicht missen – schließlich machen sich darin Buchhandlungen, Kunstwerkstätten und Boutiquen besonders hübsch. Ganz zu schweigen von traditionsreichen Gaststätten und lauschigen Plätzen, die für Christkindlmarkt und Sommernachtsfeste gerne genutzt werden. Früher oder später aber wird der Blick nach oben schweifen – über die an den Hausfassaden angebrachten farbenfrohen Gemälde des lokalen Künstlers Heinz Weiler hin zu der allgegenwärtigen Kulisse Halls: den majestätischen Kalkfelsen der Karwendel-Nordkette, die dem Ganzen damit ein Sahnehäubchen aufsetzen.
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von Solveig Michelsen