Hoch über dem Königsee in Bayern liegt eine vom Königsbach ausgeschwemmte Gumpe, die seit einiger Zeit Fototouristen und Influencer magisch anzuziehen scheint. Für das perfekte Foto ignorieren die Bildjäger alle aufgestellten Warnschilder, bringen sich in Lebensgefahr und verschmutzen massiv die Natur. Jetzt hat der Nationalpark Berchtesgaden den beliebten Foto-Hotspot für Besucher komplett gesperrt.
Der "Natural Infinity Pool" am Königsbach-Wasserfall war einst ein versteckt gelegener, ruhiger und naturschutzfachlich wertvoller Ort, der abseits des offiziellen Wegenetzes im Nationalpark Berchtesgaden liegt. Durch Instagram und die damit verbundenen, unzähligen Geotaggings wurde der Naturpool in den letzten Jahren weltweit bekannt. Mittlerweile pilgern täglich Dutzende Touristen (mit oft ungeeigneter Ausrüstung) den alpinen Pfad zu den Wasserfällen hinauf. Die Folgen: Weitläufig zertretene Vegetation sowie illegale Feuerstellen, Müll, Lärm, Zelte und Kameradrohnen. Rund um den Gumpen sind laut Aussage des Nationalparks bis heute rund drei Kilometer neue Trampelpfade im Bergwald entstanden. Hinzu kommen zahlreiche Rettungseinsätze für in Not geratene Besucher. Da in diesem Jahr besonders viele Menschen Urlaub im eigenen Land machen, spitzte sich in den vergangenen Wochen der Besucherandrang immer weiter zu.
Aufgrund der untragbaren Situation vor Ort wurde nun ein Betretungsverbot ausgesprochen, damit sich die Natur rund um den Königsbachwasserfall erholen kann. Laut der Pressemitteilung des Nationalparks Berchtesgaden werden ab sofort vermehrt Nationalpark-Ranger im Bereich des Königsbach-Wasserfalls unterwegs sein, um die Einhaltung der bestehenden Verbote zu überprüfen und unerlaubtes Verhalten mit Bußgeldern zu ahnden.
Sowohl die Bergrettung als auch die Nationalparkverwaltung Berchtesgaden haben in der Vergangenheit immer wieder versucht, die Fotojäger und Flipflop-Kraxler mit Social-Media-Aufrufe vor den Gefahrenstellen rund um den Königsbachwasserfall zu warnen und auf ein angemessenes Verhalten innerhalb des Naturschutzgebietes hinzuweisen. Dass diese Warnungen durchaus berechtigt sind, zeigt ein tragischer Unfall, der im April 2019 für zwei junge Männer tödlich endete. Aufgrund des starken Schmelzwasserzustroms konnten sie das Naturbecken nicht mehr aus eigener Kraft verlassen. Trotz der hinzugerufenen Bergrettung kam für beide jede Hilfe zu spät.
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von Sinja Stiefel