Sexuelle Übergriffe sind in Indien keine Seltenheit. Nach einem Vorfall in einem Flugzeug von Air India reserviert die Fluggesellschaft nun einige Sitze für allein reisende Frauen. Was gut gemeint war, löste eine Reihe von Protesten aus. Was meinen Sie: top oder flop?
Seit 18. Januar 2017 wird in den Flugzeugen von Air India die dritte Reihe reserviert – für allein reisende Frauen. Damit sollen sie vor etwaigen Übergriffen männlicher Mitreisender geschützt werden. Wiederholt kam es zu sexuellen Belästigungen von unbegleiteten Frauen, die gezielt als Opfer angesteuert wurden: Ein Fluggast verzichtete sogar auf seinen Business-Class-Sitz, um eine schlafende Passagierin sexuell belästigen zu können.
Die Reaktion von Air India ist ein gut gemeinter, aber kläglicher Versuch, den Frauen mehr Sicherheit zu bieten auf ihren Flügen. Die Sitzplatzanzahl ist beschränkt und nur allein reisenden Frauen ohne Kinder zugänglich. Immerhin sind die Reservierungen kostenlos und machen aufmerksam auf ein Problem, dessen Lösung aber nicht in der Separation liegen kann.
Etliche Frauen empfanden die Einführung der Frauensitze als Diskriminierung. Auch der indische Fluggastverband sieht die Separation kritisch, obwohl bereits in etlichen Zügen, U-Bahnen und Bussen in Indien eine ähnliche Lösung existiert. In den Städten Gurugram und Noida gibt es sogar pinke Rikschas, die ausschließlich von Frauen benutzt werden dürfen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass das Problem an der Wurzel gepackt werden muss – nicht an der Spitze. Wo ist die Gesellschaft geblieben, die eingreift, wenn Unrecht geschieht?
» Mehr spannende MARCO POLO Reise-News
von Solveig Michelsen