Rund hundert Menschen sollen jährlich an ihm umgekommen sein – bis man zur Sicherung Klettersteigsets verteilte: Wir sprechen vom „Wanderweg“ auf den Huashan, einen der heiligen Berge in China, der bei uns eher als Klettersteig durchgehen würde. Auf schmalen, morschen Holzplanken und in den Fels gehauenen Tritten balanciert man hier tausend Meter über dem Abgrund.
Wer einen Tee in einem der berühmtesten Teehäuser Chinas trinken möchte, muss großen Mut aufbringen: Auf den Huashan, den höchsten der fünf heiligen Berge, führt ein abenteuerlicher Steig an einer glatten Felswand entlang. Zum Teil ist er mit schon in die Jahre gekommenen Holzplanken entschärft, zum Teil sind einfach Tritte in den fast senkrechten Fels gehauen. Festhalten kann man sich an einer mehr oder weniger vertrauenserweckenden Eisenkette, die die einzige Versicherung darstellt. Wenn zwei Wanderer aneinander vorbeimüssen, stellt sie das vor haarsträubende Herausforderungen.
Doch ungeachtet aller Risiken – bis vor wenigen Jahren betrug die Todesrate noch geschätzte hundert Menschen im Jahr! – gibt es sogar einen Fotografen entlang des Wegs, der die spektakulärsten Posen der Besucher einfängt und sich dafür bezahlen lässt. Ohnehin ist die Hauptmotivation der heutigen Begeher nicht unbedingt das Teehaus am Ende des Wegs, sondern vielmehr das einzigartige Fotomotiv, das zu allerlei Leichtsinn verleitet. Immerhin werden inzwischen Klettersteigsets zur Sicherung ausgegeben, sodass sich bei einem Griff ins Leere noch ein rettendes Seil zum Fels hin spannt.
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von Solveig Michelsen