Menschen, die unter Flugangst leiden, befürchten Turbulenzen, einen Absturz oder Kontrollverlust. In extremen Fällen ist die Angst so stark, dass Betroffene keinen Fuß in ein Flugzeug setzen. Das Unternehmen „iPilot“ hat ein sogenanntes „Anti Flugangst Programm“ entwickelt und nimmt Betroffene mit in das Cockpit.
Aviophobie, so der Fachterminus für Flugangst, ist in der Bevölkerung weitverbreitet. Umfragen zufolge soll jeder sechste Deutsche davon betroffen sein. Zu den Symptomen gehören nasse Hände, Schweißausbrüche, Schwindel, Herzrasen und Kopfschmerzen. Für Menschen, die unter Flugangst leiden, kann der Gang ins Flugzeug oder die Zeit an Bord zu einem Spießrutenlauf werden. Ist die Aviophobie besonders stark ausgeprägt, wird der Flieger als Transportmittel vielleicht sogar komplett gemieden.
Das sicherste Verkehrsmittel
Rational begründen lässt sich die Angst nicht, denn das Flugzeug ist mit Abstand das sicherste Verkehrsmittel. Statistisch gesehen ist es zum Beispiel viel wahrscheinlicher bei einem Autounfall ums Leben zu kommen als bei einem Flugzeugabsturz. Den Betroffenen hilft dieses Wissen oft nicht. Zu undurchsichtig und kompliziert scheint die Flugzeugtechnik und zu groß ist das Gefühl des Kontrollverlustes in der Luft.
Macht der Information
Ein Unternehmen namens „iPilot“ verspricht hier Abhilfe und bietet ein „Anti Flugangst Programm“ an. Anstatt therapeutischer Maßnahmen wird hier auf die Macht der Information gesetzt. In einem Simulator können Kunden die Navigation eines Flugzeugs kennenlernen, Wettersituationen und Turbulenzen einschätzen lernen und den gefürchteten Ernstfall proben – wenn zum Beispiel ein Triebwerk ausfällt. Auch Motorengeräusche, die während eines Fluges panische Angstmomente auslösen können, werden erklärt. Ein Fluglehrer begleitet das Programm und steht den Betroffenen Rede und Antwort. Am Ende der Flugstunde erhält der Laie ein Zertifikat, ein Foto mit dem Fluglehrer und ein Maskottchen, das zum nächsten Langstreckenflug in die Karibik oder zum nächsten Städtetrip nach Oslo mitgenommen werden kann.
Erfolg versprechendes Programm mit Einschränkungen
Das Programm klingt vielversprechend und kann bestimmt einigen Betroffenen mit Flugangst helfen. Bei extremen Fällen, Menschen also die noch nie ein Fuß ins Flugzeug gesetzt haben oder unter einer übersteigerten Angst vor Kontrollverlust leiden, ist allerdings zweifelhaft, ob ein simulierter Gang ins Cockpit Linderung verschafft. Schließlich bleibt in der Luft die gefürchtete Ausgangssituation die Gleiche: Aviophobie-Betroffene wissen nicht, wer ihr Flugzeug steuert, was in der Luft passiert und wie sich das Wetter verhält. Hier kann wohl vor allem eine klassische Psychotherapie helfen.
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Von Jonathan Berg