... Wiener Prater: Autonom im Autodrom

 

Im Rummelplatzmuseum als Kuriositäten-Schau

Arena der starken Männer in quer gestreiften Overalls und der Halbstarken war der Prater seit jeher. Das verrät ein Blick in das Pratermuseum im Planetarium, wenige Schritte neben dem weltberühmten Wahrzeichen, dem Riesenrad. Die historische Figur des Kalafati-Chinesen, ein legendäres Standbild des alten Prater, und Originalplakate der Schausteller und Monstrositäten der alten Tage, Lionel, der haarige Löwenmensch, und Poster von den Südseedamen der „Samoaner-Truppe“ finden sich hier. Dazu Hinweise auf „Exotische Tierschauen“, die einst den Urwald nach Wien brachten.

Eine verzauberte Welt an den Donauauen

Der Wiener Prater ist nämlich auch eine verzauberte Welt. Das spürt man schon, wenn man sich durch die sommerlichen, von Licht und Blütenstaub flirrenden Auen nähert. Es geht entlang den Kastanienalleen, die wohl noch schlaksige Knirpse waren, als die Wiener im Jahre 1873 hier über die gläserne Rotunde der Weltausstellung staunten, und ab 1897 über das Riesenrad. Ein blühender Garten der Phantasie war da auf den feuchten Wiesen der weitläufigen Donauauen gewachsen, exotisch und verrückt zugleich, und ein wenig davon entdeckt man bis heute. Schon gar wenn man sich behutsam an die lärmenden Farben anpirscht.

Der Duft der weiten Welt

Etwa von den Stallungen der Trabrennbahn, der Freudenau, her kommend, per Leih-Fahrrad über die kilometerlange Hauptallee, oder vielleicht sogar an Bord der Liliputbahn, die am Rande des Rummelplatzes über die Auwiesen rattert und dieses Jahr ihren Achtzigsten feiert. Im benachbarten Planetarium kann man sogar das Weltall sehen, und eine neue Dependance des Madame Tussauds Wachsfigurenkabinetts ist im Gespräch. Aber wozu? Der Wiener Prater zeigt mehr als das Universum oder Promis mit wächserner Haut, denn er bedient auch noch die Phantasie. Er verwandelt den Gestank von Go-Cart-Benzin und Pferdestreu in den Duft der weiten Welt – so wie es sich für ein verzaubertes Universum gehört.