Wer Huê besucht, ist in mehrfacher Weise in Vietnams Mitte angekommen. Hier findet das lang gestreckte Land mit den unterschiedlichen Mentalitäten zu seiner Balance. Doch jetzt heißt es: Luft holen, um die eigene Balance nicht zu verlieren. Seiden-Flip-Flops shoppen. Und natürlich: original chinesische Wontons futtern. All das bietet Hoi An, Vietnams berühmtestes museales Städtchen, gut 100 km südlich der Kaiserstadt. Vietnamesisch ist das Ensemble aus kleinen Kanälen und einer über weite Strecken original erhaltenen Altstadt nur zum Teil. Denn ab dem 17. Jh. diente der Ort als internationaler Handelsposten, vor dessen Küste holländische, chinesische und portugiesische Schiffe vor Anker lagen. Sie alle hinterließen Warenhäuser, später Manufakturen, Apotheken, Pagoden. Am fleißigsten aber waren die Chinesen. Sie drückten dem Multikulti-Städtchen besonders nachhaltig den Stempel auf – mit dem Resultat, dass die engen Gässchen und zunehmend besser restaurierten Fassaden heute als Musterexemplar eines chinesischen Handelsstädtchens aus dem 19. Jh. gelten.
Viele der langen, schlauchartigen Kaufmannshäuser sind nun den Besuchern geöffnet – diffus beleuchtete Familien-Oasen mit schweren, geschnitzten Türstöcken und rot glimmenden Ahnennischen. Längst haben sich in den Häusern des lange Zeit „vergessenen“ Städtchens aber auch Galerien und Kunsthandwerker breitgemacht. Darauf verweisen kunstvoll gegossene Gongs und die zahllosen bunten Seidenkugeln der Lampionsmacher – am schönsten nächtens, wenn Hoi An ein dichtes, im sanften Wind zitterndes Netz aus roten Lichterketten überzieht.
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