Klimawandel

Gefährdete Reiseziele in Asien
Gefährdete Reiseziele in Asien

400 Millionen Menschen sind laut der Asiatischen Entwicklungsbank in den nächsten zehn Jahren vom steigenden Meeresspiegel bedroht. Das sind fünf Mal so viele Menschen wie in Deutschland leben! Die Folge: Die ärmeren Länder werden sich mit der Flucht ins Landesinnere begnügen, die etwas wohlhabenderen ans Umsiedeln oder Aufrüsten denken und mit üppigen Schutzwällen dem Wasser trotzen. In beiden Fällen wird sich eine Menge verändern, und ganze Landstriche werden kaum wiederzuerkennen sein. Wer also dem Klimawandel zuvorkommen möchte, sollte sich einige Ziele auf seine Reiseliste schreiben.

 

Bangladesch

Bangladesch ist eines der ärmsten Länder der Welt – und mit am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen. So liegen ganze 86% der Küstenzone nicht mehr als fünf Meter über dem Meeresspiegel. 35 Millionen Menschen bzw. 28% der Gesamtbevölkerung wohnen dort und leben hauptsächlich vom Reisanbau. Aber auch der wird Opfer des steigenden Meeresspiegels, denn er gedeiht nicht in salzhaltigem Wasser. Eine mögliche Alternative ist die Shrimp-Zucht, für die Meereswasser geeignet ist.
Die nächsten Jahre werden also nicht nur massive Umsiedelungen mit sich bringen, sondern auch eine völlig Neuorientierung in Sachen Erwerbstätigkeit erfordern. Wer das Land noch in seiner Ursprünglichkeit erleben möchte, sollte keine Zeit verlieren!

Japan

Ungleich bessere Voraussetzungen, auf den drohenden Meereswasseranstieg zu reagieren, bringt der Inselstaat Japan mit. Aber gegen Naturgewalten ist meist auch Geld machtlos. Allein in Tokio, das nur sechs Meter über dem Meeresspiegel liegt, müssen für rund 13 Millionen Menschen schnelle Lösungen gefunden werden. Denn die Temperaturen der Stadt steigen fünf Mal so schnell wie die durchschnittliche Klimaerwärmung, sodass sich der Temperaturmittelwert über die letzten 100 Jahre schon um drei Grad Celsius erhöht hat.

 

China

Ähnlich geht es der Metropole Shanghai in China. Hier leben 23 Millionen Menschen nur etwa drei Meter über dem Meeresspiegel. Im Zentrum der Stadt ist der Pegel in den letzten 30 Jahren um 11,5 Zentimeter gestiegen – was auch darauf zurückzuführen ist, dass die Häuser auf weichem Grund gebaut wurden und zu viel Grundwasser entnommen wird.
Spuren früherer Dämmen zeigen, dass ein Großteil des heutigen Shanghai, das zwischen einem Flutbecken und dem Meer liegt, bis zum 7. oder 8. Jahrhundert n. Chr. unter Wasser gelegen oder Sumpflandschaft war. Jetzt holt es sich das Meer wieder zurück.
Auch in der Region um das Yangtze-Delta wohnen derzeit noch rund 80 Millionen Menschen, die sich bald neuen Lebensraum suchen müssen.

 

Malediven

Wie schade wäre es doch um die herrlichen Trauminseln, die im Durchschnitt nur 1,2 Meter aus dem Wasser ragen! Seit 2008 spart deshalb der Präsident der Malediven, um Land in Indien zu kaufen, wohin die 385.000 Malediver auswandern könnten, wenn ihnen ihr Lebensraum nicht mehr zur Verfügung steht. Düstere Prognosen sprechen vom Jahr 2050 oder früher. Also, nichts wie hin!

Pazifische Inseln

Etwa 2.500 Bewohner der Carteret-Inseln, einer kleinen Inselgruppe in Papua-Neuguinea, kämpfen seit über 20 Jahren gegen den ansteigenden Ozean, indem sie Deiche bauen und Mangroven pflanzen. Leider werden diese durch Stürme und Hochwasser immer wieder zerstört, sodass sie nun auf die 120 Kilometer entfernte Insel Bougainville umsiedeln. Ihrer Heimat droht die baldige Überflutung: schon 2015 soll es so weit sein.
Bereits 1999 waren zwei unbewohnte Inseln des Tarawa-Atolls von Kiribati, Tebua Tarawa und Abanuea, im Ozean versunken. Die Staatsführungen von Tuvalu, Kiribati und den Salomon-Inseln kämpfen um den Status ihrer Bewohner als Klimaflüchtlinge, um weitere Umsiedelungen durchführen zu können.

Thailand

Besonders gefährdet ist hier die Metropole Bangkok, die etwa 30 Kilometer vom Meer entfernt liegt: durch zusätzliches Hochwasser, wenn die Regenzeit zu Ende geht, und durch das langsame Absinken der Stadt in den weichen Untergrund. Die Stadt investiert Milliarden von Dollar, um Deiche zu erhöhen und Pumpwerke auszubauen. Trotz der Flutbarrieren von 2,50 Meter Höhe werden seit 2010 Menschen aus besonders gefährdeten Gebieten umgesiedelt. Vielleicht ist Bangkok ja bald eine Insel, umgeben von mächtigen Schutzwällen?


von Solveig Michelsen