Die Gäste haben sich für die Fethiye-Route entschieden, und als die Bucht von Marmaris hinter der „Bahabey“ liegt, scheucht der Käpt’n die zweiköpfige Crew über Deck. Der Wind steht gut, und die Segel füllen sich schnell – um jene magische Stimmung zu erzeugen, die an Bord eines Motorboots nie entstehen kann: der lautlose Ritt über die Wellen, das Vorwärtspreschen durch die See, ohne dass ein mechanischer Laut den meditativen Moment zerstört. Fast drei Stunden lang geht die Reise die Küste entlang, grau-grüne Berge ziehen vorbei, das Wasser hat längst vom hellen Grün aufs Dunkelblau des tiefen Ozeans gewechselt.
Am Abend dann wieder das Karibikgrün des Meeres. Glasklar ist es, kleine Fischschwärme schießen vorbei, die Steine am Grund sind deutlich zu sehen – bis das Bild in einer hochschießenden Fontäne zerbirst. Der Sprung von der Reling ins kühle Mittelmeer, er ist das abendliche Ritual nach einem faulen Tag an Deck. Doch vorher noch muss die Crew ihr Schiff in die richtige Position für die Nacht manövrieren. Dabei überlässt Käpt’n Baha nichts dem Zufall. Nicht nur, dass er erst einen Platz finden will, an dem die „Bahabey“ ganz für sich alleine und weitab von anderen Seglern liegt. Nein, auch das Vertäuen des Schiffes ist eine Kunst für sich: erst den Anker werfen, dann das Heck mit zwei Leinen an Felsen oder Bäumen am Ufer fixieren. Jetzt kann kein Sturm mehr für eine böse Überraschung sorgen.
Stattdessen: schwimmen, plantschen, schnorcheln oder das würzig nach Kiefern duftende Ufer erkunden. Und später, müde und zufrieden, unter blinkenden Sternen und einer schmalen Mondsichel, die sich über die Hügel am Rand der einsamen Bucht schiebt, ein türkisches Abendessen zum Dahinschmelzen. Mit würzigem Joghurt, Köfte, Lammfleisch und sigara böregi, den mit Schafskäse gefüllten Blätterteigrollen. Seliger als nach diesen allabendlich kulinarischen Köstlichkeiten kann kein Schlaf sein. Die Nacht auf dem Vorderdeck, beim leisen Plätschern des Wassers am Rumpf, vergeht wie im Traum.
Es folgen viele weitere entspannte Stunden auf den weichen Ruhebänken an der Heckreling und den Matratzen auf dem Vorderdeck. Ein Abend beim Schlemmen im schönen Fethiye, ein Ausflug per Motorboot in die exotische Welt des Schilfdeltas von Dalyan, der schweißtreibende Aufstieg und der fantastische Blick von der Akropolis der antiken Stadt Kaunos. Und immer wieder eine neue Bucht, ein weiteres Plätzchen für federweichen Schlaf dank leisem Wellengeschaukel. Viel zu schnell taucht die Marina von Marmaris wieder vor dem Bug auf, geht der Flieger zurück in die Heimat. Sieben Tag, wie vom Winde verweht, und doch für immer in der Erinnerung gespeichert.
Am schönsten ist der Trip die türkische Küste entlang, wenn man sich als Gruppe ein ganzes Boot mietet. Bis zu 16 Gäste kann eine Gulet aufnehmen, die Preise schwanken je nach Boot und Saison zwischen rund 300 und 1800 Euro pro Person und Woche. Dass bei der beschriebenen Reise das Boot zeitweise unter Segeln fuhr, war eine Ausnahme: Normalerweise wird nicht gesegelt und nur unter Motor gefahren.
An Bord sind meist zwei Crewmitglieder und der Käpt’n, das Essen ist inklusive, nur die Getränke müssen am Ende der Reise noch zusätzlich bezahlt werden. Außer Frühstück gibt es meist einen Mittagssnack, Kaffee und Kuchen und Abendessen. Serviert werden die Mahlzeiten unter einem großen Sonnensegel auf dem Achterdeck. Übernachtet wird in einsamen Buchten oder in den vielen, meist sehr modernen Marinas entlang der Küste.
Überblick über die türkischen Marinas:
tuerkei.charterpartner.com
Yachtanbieter:
Arya Yachting (Bodrum): aryatours.de
Megamar (Marmaris): megamar.com
Light Tours (Fethiye): lighttours.com
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