Kultgericht: Bunny Chow in Durban

Bunny Chow - was ist das? Die südafrikanische Antwort auf Hamburger. In den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts begann der Siegeszug des indisch-afrikanischen Gerichts.

Erfunden wurde der Bunny Chow in Durban. Viereckiges Weißbrot, das ausgehöhlt, mit köstlichen Curries gefüllt und mit dem weichen Inneren des Brotes wieder abgedeckt wird. Es ist herrlich, damit in die üppige Soße zu tunken. Der Bunny, so die von Einheimischen benutzte Kurzform, wird mit den Händen gegessen.

Es gibt ganz unterschiedliche Theorien darüber, wie das Gericht entstand. Eine Theorie besagt, dass indische Gastarbeiter den Bunny kreiert haben sollen. Sie kamen ab Mitte des 19. Jahrhunderts nach KwaZulu-Natal, damals noch Zululand, um die mühsame Arbeit auf den Zuckerrohrfeldern zu übernehmen. In dem Brot konnten sie ihr Mittagessen transportieren, es war eine essbare Lunch-Box. Andere wiederum behaupten, dass der Bunny Chow erst in den Jahren der Apartheid wirklich populär wurde. Da in diesen dunklen Jahren der südafrikanischen Rassentrennung nur Weiße bestimmte Geschäfte oder Restaurants besuchen durften, sollen die schlauen Besitzer so die Curries durch die Hinterhof-Fenster verkauft haben.

Die Frage: Welche Füllung für den Bunny?

Erst war das Gericht nur bei den vielen indisch stämmigen Bewohnern Durbans beliebt, doch heute werden sie überall im Land in Imbissbuden und in Restaurants verkauft. Zur Wahl stehen ein ganzes, halbes oder viertel Brot, das mit verschiedenen, nach traditionellen indischen Rezepten gekochten Curries gefüllt wird. Der ursprüngliche Bunny Chow war ein vegetarisches Gericht, aber heute wird er mit Lamm, Huhn, Rindfleisch, Eintopf oder auch einfach nur Pommes Frites mit Soße gefüllt. Die ist besonders wichtig, denn die Sauce fließt langsam in die Brotwände und das schmeckt dann besonders köstlich. Verpackt wird das Gericht in eine Zeitung des Vortages, auf besonderen Wunsch wird auch noch ein bisschen Sambal, eine Mischung aus Zwiebeln, Tomaten und Chili dazu gelegt.

Do you like it hot?

Schon vor 96 Jahren wurde der Bunny Chow angeblich von Mr. Patel, der sich als Erfinder feiern ließ, in seinem Cafè Patel’s Vegetarian Refreshment Room in der Grey Street verkauft. Noch heute ist das Restaurant im Familienbesitz und täglich werden zwischen 400 und 500 Bunnys verkauft. In der Victoria Lounge in der Victoria Road stehen die Kunden schon am Vormittag Schlange, um sich einen Bunny Chow zu kaufen, denn das gefüllte Brot ist auch als Frühstück beliebt. Für viele Bunny Experten ist das "Some like it hot" das Paradies - keine Angst, man kann das Curry in verschiedenen Schärfen bestellen. Die Imbiss-Stube liegt im kleinen Einkaufszentrum Astra im Norden der Stadt und hat eine Terrasse mit Blick auf den Indischen Ozean.

Von Dagmar Schumacher, Kapstadt