Südafrikas Schöner Segen: Kunsthandwerk

Kunsthandwerk in Südafrika erlebt in den letzten Jahren einen Boom. Neben den traditionellen Arbeiten gibt es heute auch moderne Interpretationen.

Fröhliches Lachen klingt durch die Räume. Vier Frauen sitzen an einem Tisch im Durbaner African Art Centre und ziehen gutgelaunt bunte Perlen auf dünnen Seidenfäden. Später werden die kleinen Schmuckkunstwerke, die hier entstehen, in der Galerie verkauft. Das Africa Art Centre ist ein Paradies für Liebhaber des afrikanischen Kunsthandwerks. Die Auswahl ist mit die größte in Südafrika und der Besucher kann sich einen Überblick über die wunderbaren, unverkennbar afrikanischen Gegenstände machen. In Johannesburg gibt es die größte Auswahl auf dem Rooftop Market in Rosebank und in Kapstadt auf dem berühmten Greenmarket Sqaure. Aber auch online kann geshoppt werden. Auf der Website von Hidden Treasures gibt es ein großes Angebot. Fast alle südafrikanischen Kulturen arbeiten mit Perlen.

Ein Liebesbrief an der Sicherheitsnadel

Oft übermitteln die liebevollen Arbeiten kleine Botschaften. So schicken Zulus und Xhosas zum Beispiel Liebesbriefe auf kleinen Perlenteppichen, die auch an Sicherheitsnadeln hängend verkauft werden. Besonders schön sind aber die Ketten, wahre Colliers, die Südafrikanerinnen tragen, ganz gleich ob zum traditionellen Kleid oder zum Business Kostüm. Auch die aus Südafrika stammende Fürstin Charlène von Monaco trägt sie oft bei offiziellen Anlässen.

Für viele Frauen, die arbeitslos und in schwierigen Lebensumständen in den großen Townships wohnen, ist die Arbeit mit den Perlen ein Segen. Wohltätigkeitsorganisationen wie Homestead in Kapstadt, die sich um Straßenkinder kümmert, und auch Geschäfte versorgen sie mit den Perlen und kaufen ihnen dann die fertigen Produkte ab. So haben sie zumindest ein kleines Einkommen. Aber es sind nicht nur die traditionellen Arbeiten, die angeboten werden. Heute gibt es fast nichts, was nicht aus Perlen gemacht wird, zum Beispiel Schalen, Tiere, lebensgroße Skulpturen oder Wandbehänge.

Madiba-Shirt in allen Farben

Auch die Arbeiten der Ndebele sind berühmt. Die Puppen in traditioneller Tracht, die bis zu einem Meter groß sind, verkörpern Fruchtbarkeit oder Männlichkeit. Die Zulus fertigen Stoffpuppen, Vögel aus Tannenzapfen und Gefäße aus Kürbissen, die sogenannten Calabash, an. Wer lieber etwas zum Anziehen als Souvenir mitnehmen möchte, der sollte sich die typischen Röcke und Jacken der Xhosa-Frauen anschauen, die aus weißem und orangefarbenen Stoff genäht und dann mit Knöpfen verziert werden. Für Männer muss es ein Madiba-Shirt sein. Das ist allerdings nicht traditionell, sondern wurde vor 20 Jahren von Nelson Mandela entwickelt, der sich so ein Outfit schaffte, das er zu allen Veranstaltungen anziehen konnte. Es ist ein Hemd aus bunten afrikanischen Stoffen mit Kragen und Manschetten.

Ein Überbleibsel aus den Zeiten der Apartheid sind die Drahtautos. Die Familien waren damals so arm, dass es kein Geld für Spielzeug gab. Die kreativen Südafrikaner entwickelten aus Draht, Resten alter Autoreifen, Blechdosen und oft auch Korken, Fahrzeuge, die sogar gesteuert werden können.

Von Dagmar Schumacher, Südafrika