Autotour Schottland: Tief im Süden

Es ist die schönste Tour, um in Schottland anzukommen: von Newcastle upon Tyne nach Edinburgh und Glasgow. Ein Trip mit Gänsehautgarantie, quer durch die Geschichte(n) der sanften Lowlands.

Früher Morgen an der Flussmündung des Tyne. Ein blank geputzter Himmel liegt über der Küste, ein bisschen bleich noch zu dieser frühen Stunde. Am Horizont keine Wolke, die scheinen in Schottland Spätaufsteher zu sein. Halt! Wir sind ja noch gar nicht im Reich des Kilts und des Whiskys: Newcastle upon Tyne, der Zielhafen, der am Vormittag erreicht sein wird, liegt noch in England und die Grenze einige Handvoll Kilometer weiter nördlich. Aber die Fährfahrt von Amsterdam nach Newcastle und der anschließende Trip durch Schottlands liebliche Lowlands nach Edinburgh und Glasgow gehört nun mal zu den schönsten Alternativen, um ins Land der Dudelsäcke zu reisen. Vor allem: Lassen Sie sich Zeit, für die 750 km lange Tour sollten Sie 5 Tage veranschlagen.

Einstand nach Maß

64 km sind es, die Berwick-upon-Tweed von Newcastle entfernt liegt. Ein Einstand nach Maß: Immer an der Küste entlang geht es, mitten hinein ins lieblich-romantische Grenzgebiet voll schöner Städtchen, mittelalterlicher Abteiruinen, ruhiger Landstraßen und entspannter Wanderwege. Die rauen Highlands des Nordens sind noch weit, es geht gemütlich zu im Streifen südlich von Glasgow und Edinburgh. Selbst die Küste spart ein wenig mit Felsdramatik – deshalb lohnt ein Spaziergang an den Klippen bei St. Abb’s Head, wo Tausende von Seevögeln über grasbewachsenen Abhängen lautstark ihre Runden drehen. Spätestens jetzt fühlen Sie sich im Urlaub angekommen, und der frische Wind tut ein Übriges, den Kopf freizupusten.

Schlenker zum Vogelfelsen

Nach 120 km ist Edinburgh erreicht. Bevor Sie allerdings über die Royal Mile flanieren und von der Princes Street aus das Castle bestaunen, sollten Sie an der Küste noch einen Schlenker fahren: zum Tantallon Castle am Ende einer kleinen Halbinsel gelegen und mit einem phantastischen Blick aufs Meer und den Vogelfelsen Bass Rock. Nach dem Besuch der schottischen Hauptstadt geht’s zurück, nach Süden, allerdings nicht an der Küste, sondern ins Landesinnere in Richtung Galashiels. Vorbei am Traquair Castle ((Link zum Schlosshotel-Artikel)), dem ältesten ständig bewohnten Gebäude Schottlands, das in seinen viele Jahrhunderte alten Mauern drei typisch eingerichtete Bed & Breakfast-Zimmer bereit hält.

Picknick beim Dichter

Zeit für ein Picknick: Entweder, Sie nehmen gleich die Beine in die Hand und den 9 km langen Wanderweg von Melrose aus durch die freundlichen Eildon Hills unter die Füße, oder Sie besuchen erst noch einen Nationalhelden. In Abbotsford House schrieb sich Sir Walter Scott die Finger wund, um einen immensen Schuldenberg abzubauen, und schuf mit Romanen wie „Ivanhoe, der schwarze Ritter“ oder „Das Herz von Midlothian“ eine eigene, weltberühmte Abenteuerwelt. Wer sein märchenschlossähnliches Schreibdomizil gesehen hat, weiß, dass hier und nur hier schottisches Geschichtsbewusstsein entstehen konnte. Ach ja, das Picknick: Scott’s View heißt der romantische Platz in den Eildon Hills, an dem auch der Dichter zwischen zwei Geschichten Luft schnappte. Seine letzte Ruhe fand er in der herrlichen Dryburgh Abbey.