Entspannt urlauben

Babymoon

Zwischen der 12. Und der 23. Schwangerschaftswoche ist die optimale Zeit für einen entspannten Urlaub, rät Prof. Dr. Ralf L. Schild, Präsident der Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin (DGPGM). Denn im zweiten Drittel der Schwangerschaft ist das Fehlgeburtsrisiko schon viel geringer als in der sensiblen Anfangsphase der Schwangerschaft. Auch Beschwerden wie Übelkeit und Müdigkeit haben sich bei den meisten Frauen nach den ersten drei Monaten verabschiedet. Zudem haben Frühgeburten ab der 24. Woche mit entsprechend spezialisierter medizinischer Betreuung schon gute Überlebenschancen – ein Zeitpunkt also, ab dem sich werdende Mütter lieber in der nähe der Geburtsklinik ihres Vertrauens wissen. Doch nicht nur das richtige Timing ist wichtig.

Wohin soll es gehen?


Wie in allen anderen Lebensbereichen sollten Schwangere auch beim Reisen nicht an ihr Limit gehen. „Gegenden mit extremen Wetterbedingungen, großer Hitze oder Kälte sind für Schwangere nicht geeignet“, rät Dr. Babett Ramsauer, leitende Oberärztin an der Klinik für Geburtsmedizin am Vivantes Klinikum Neukölln in Berlin. „Regionen mit schlechten Hygienebedingungen und solche, in denen die ärztliche Versorgung nicht den deutschen Standards entspricht, sollten ebenfalls ausgeschlossen werden.


Um Risikogebiete für Malaria, Gelb- oder Denguefieber sollten werdende Mütter ebenfalls besser einen großen Bogen machen, ergänzt Professor Schild. „Wenn es sich nicht vermeiden lässt, geben der behandelnde Arzt oder das Tropeninstitut Auskunft über Prophylaxepräparate, die auch in der Schwangerschaft zugelassen sind.“


Wichtig sei vor allem ein kurzer Check der Police der Auslandskrankenversicherung. Für den Notfall kann eine Ergänzung um einen Krankenrücktransport sinnvoll sein. „Auf Nummer sicher gehen Sie, wenn Sie sich schon im Vorfeld über medizinische Einrichtungen am Reiseziel informieren“, so Dr. Ramsauer.

Letzter Sicherheitscheck


Kurz vor der Abreise sollten Sie einen Termin für eine Untersuchung beim Gynäkologen vereinbaren. Das ist zwar keine Garantie für das Ausbleiben von Komplikationen, doch können Risikofaktoren wie ein verkürzter Gebärmutterhals, der zu vorzeitigen Wehen führen kann, ausgeschlossen werden. Generell wird Ihnen von einer Reise abgeraten, wenn Sie oder Ihr Baby erkrankt sind oder aus Ihrer Vorgeschichte eine Neigung zu Frühgeburten besteht. Von ihrem Arzt erhalten Sie außerdem eine Reisebescheinigung, die vor allem Fluglinien manchmal schon ab der 24. Woche zur Bedingung zum Transport machen.


Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Ihre Ängste. Neben Ihrem Mutterpass sollten Sie auch einen aktuellen Impfpass zum Check-Up mitbringen. Denn: „Für viele Reisegebiete vorausgesetzte Impfungen sind in der Schwangerschaft nicht zu empfehlen“, weiß Professor Schild. „Dazu gehören unter anderem alle Lebendimpfstoffe.“ Der behandelnde Arzt kann außerdem spezielle Kompressionsstrümpfe verschreiben, die auf längeren Flug-, aber auch Autoreisen vor gefährlichen Thrombosen schützen. Auf die Einkaufsliste für die Apotheke gehören außerdem Kohletabletten und Elektrolytlösung gegen Durchfall, ein hautverträgliches Insektenschutzmittel und ein Helfer gegen Reiseübelkeit.


Wenn Sie sich nach dem Arztbesuch gegen den Urlaubsantritt entscheiden, greift mit entsprechendem Attest in den meisten Fällen die Reiserücktrittsversicherung. Falls Sie sich auf den Weg machen, sollten Sie überlegen, ob auch eine Reiseabbruchversicherung eventuell Sinn machen könnte.

Entspannt, aber nicht langweilig


Am Urlaubsort angekommen sollten Sie sich vor allem entspannen. Moderate Bewegung ist aber alles andere als verboten. Mehr noch: Sportliche Aktivität tut Mutter und Kind gleichermaßen gut. „Extremsportarten mit hohem Unfallrisiko, z.B. Skilaufen, Fallschirmspringen, Reiten, Tauchen oder Klettern sind aber nichts für Schwangere“, warnt Dr. Ramsauer. Wandern sei dagegen ideal. „Allerdings sollten Sie dabei darauf achten, möglichst unter der 2.500 Höhenmeter Grenze zu bleiben“, ergänzt Professor Schild. Grund dafür ist unter anderem der extrem geringe Sauerstoffgehalt der Luft. Wer dennoch nicht auf Höhentouren verzichten will, sollte die empfohlenen Akklimatisierungszeiten unbedingt einhalten und, wenn möglich, sogar noch etwas verlängern.


Auch auf Experimente beim Essen müssen Sie nicht verzichten. Hier gelten die gleichen Vorsichtsmaßnahmen wie für alle Reisenden: Kein Leitungswasser, kein ungeschältes Obst. Denn eine Durchfallerkrankung ist besonders in der Schwangerschaft riskant und kann zu einer Mangelversorgung des Ungeborenen führen. Bei allem, was Sie tun, sollten Sie auf erhöhten Sonnenschutz achten. Denn durch die Hormonumstellung ist die Haut besonders lichtempfindlich, Pigmentflecken und Sonnenbrand entstehen schneller als sonst. Cremen Sie also lieber einmal mehr als zu wenig und greifen Sie für Hals und Dekolleté zu einem besonders hohen Schutzfaktor.

 

Von Franziska Müller