Schwanger verreisen

Der Weg ist das Ziel

Auch wenn sich die Experten in Sachen „bestes Verkehrsmittel“ einig sind: Nicht nur mit der Bahn kommen Schwangere sicher ans Ziel. Allerdings gelten bei Reisen mit dem Auto, dem Flugzeug oder dem Kreuzfahrtschiff besondere Vorkehrungen. Prof. Dr. Ralf L. Schild, Präsident der Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin (DGPGM) und Dr. Babett Ramsauer, leitende Oberärztin an der Klinik für Geburtsmedizin am Vivantes Klinikum Neukölln in Berlin, wissen, was wichtig ist.

Keine Angst vorm Fliegen


Zum Risiko von Flugreisen in der Schwangerschaft finden sich die unterschiedlichsten Einschätzungen. Vor allem die erhöhte Strahlenbelastung in der Maschine macht vielen werdenden Müttern Angst. „Durch die Veränderung der Ozonbelastung in größeren Höhen ist ein Langstreckenflug (Deutschland – Amerika) einer Röntgenuntersuchung der Lunge gleichzusetzen“, berichtet Dr. Ramsauer. Dennoch: „Der Grenzwert für eine Strahlenbelastung mit Folgen für den Fötus liegt bei 50 Millisievert. Ein Flug belastet den Körper mit etwa 0,05 Millisievert“, ergänzt Professor Schild. „Auch am Boden kann es zu höherer Strahlenbelastung kommen. Im Schwarzwald ist die natürliche Strahlenbelastung zum Beispiel höher als in anderen Teilen Deutschlands.“


Dennoch steigt mit der Länge der Flugzeit das Gesundheitsrisiko für Mutter und Kind. „Buchen Sie wenn möglich einen Gangplatz, sodass Sie mindestens einmal pro Stunde aufstehen können“, rät Professor Schild. Thrombosestrümpfe sind Pflicht. „Achten Sie darauf, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen und den Sicherheitsgurt unter dem Bauch anzubringen“, so Schild.

Lieber fahren lassen


Auch im Auto hat die Reisezeit einen Einfluss auf das Wohlbefinden der werdenden Mutter. „Alle zwei Stunden ist eine lange Pause fällig“, rät Dr. Ramsauer. „Damit der Bauch bei einem Unfall oder einer Vollbremsung keinem unnötigen Druck ausgesetzt ist, sollte der untere Teil des Sicherheitsgurtes zwischen Oberschenkeln und Unterbauch liegen, der obere Teil zwischen Brust und Bauchansatz“, so Professor Schild. Spezielle Gurtclips sorgen für optimale Justierung. Ab dem sechsten Monat sind Frauen auf dem Beifahrersitz besser aufgehoben – Lenkrad und Babybauch kommen sich spätestens dann in die Quere.


„Fahren lassen ist ohnehin die beste Option für Schwangere. Deshalb sind auch Reisen mit dem Zug ideal, da man jederzeit aufstehen und sich bewegen kann“, empfiehlt Professor Schild. Eine vorzeitige Sitzplatzreservierung und der Gepäckkurierdienst der Deutschen Bahn machen das Reisen noch entspannter.

Auf großer Fahrt


Zwei Wochen auf dem Sonnendeck? Das hört sich doch nach Erholung an. Doch sollten Schwangere, die eine Kreuzfahrt planen, auch stürmische See bedenken. „Wenn Sie eine Kabine buchen, sollte diese sich möglichst mittig und unten im Schiff befinden“, rät Professor Schild. Dort ist es auch bei starkem Seegang verhältnismäßig ruhig.


Auf einem Schiff ist die medizinische Versorgung meist extrem eingeschränkt. Wen das verunsichert, sollte lieber erst nach der Geburt an Bord gehen. Viele Reiseanbieter sichern sich vor dem Risiko einer vorzeitigen Geburt auf hoher See ab und befördern schon ab der 24. Woche keine schwangeren Frauen mehr. Haben Sie vor der Schwangerschaft gebucht, kann mit entsprechendem Attest vom Arzt die Reiserücktrittsversicherung greifen.

 

Von Franziska Müller