Zehn Minuten später stehen wir im Schein dreier Kerzen, deren Wachs auf einen massiven, von Kerben übersäten Schreibtisch läuft. Dahinter sitzt ein Mann namens Pasco im flackernden Lichtschein auf einem Stuhl, hört sich unsere Geschichte an und wiegt seinen Kopf prüfend von einer Seite zur anderen. Pasco ist der örtliche Chef der Busorganisation Mohamed Coachline, die uns an diesen Ort gebracht hat, an dem wir nun in aller Hilflosigkeit versuchen, den Sachverhalt zu klären. Wir hätten 30.000 Schilling für die Tickets nach Mzuzu bezahlt, erzählen wir. Niemand habe uns darauf hingewiesen, dass der Bus nur bis zur Grenze fährt. Hinter uns stehen zehn tansanische Männer im Halbdunkeln, darunter der conductor des Busses, und ihre Schatten tanzen an der Wand, während sie versuchen, unsere Version der Geschichte zu widerlegen. Die Gespräche werden halb auf Englisch, halb auf Suaheli geführt, ich kann nur schwer folgen.
Er könne unseren Ärger ja verstehen, sagt Pasco, das Ganze sei unglücklich gelaufen, aber jetzt um diese Uhrzeit werde es unwahrscheinlich schwierig, in Dar es Salaam, wo uns die Fahrkarten ausgestellt worden sind, noch irgendjemanden zu erreichen, um die ganze Sache aufzuklären. Die Hilfslosigkeit macht uns hartnäckig: Nach einer halben Stunde händigt uns Pasco eine kleine Entschädigung aus, und wir treten wieder in die Dunkelheit hinaus. Ich sortiere in meinem Kopf die Fakten: Wir haben nicht nur Tickets für eine Strecke gekauft, die so gar nicht angeboten wird, sondern auch einen willkürlich überteuerten Preis gezahlt. Und wir befinden uns deshalb jetzt, gut drei Stunden nach Sonnenuntergang, im äußersten Süden Tansanias, im Nirgendwo, und der Verdacht scheint sich unwiderlegbar erhärtet zu haben, dass man uns schon am ersten Tag unserer Reise übers Ohr gehauen hat.
Einer der Männer fährt uns zu einem Gasthaus. Aus der Adressangabe entnehmen wir, dass wir uns in einem Ort namens Kyela befinden. Unser Gasthaus mit seiner verblichenen Aufschrift „Hotel“ sieht im fahlen Laternenlicht aus wie eine Karikatur.