Ich winkte ab. Zum einen, weil sich Turnschuhe nicht wirklich auf Hochglanz polieren lassen, zum anderen, weil ich keinen auf Knien rutschenden Schuhputzer vor mir haben wollte; es erschien mir erniedrigend.
Aber der Mann gestikulierte weiter, deutete auf die Bürste, bettelte förmlich um Erlaubnis, mir diesen Dienst erweisen zu dürfen. Ich meinte schließlich zu begreifen: Das war seine Art, danke zu sagen für die Rettung seines unentbehrlichen Arbeitsmittels. Sein Stolz verlangte nach einem Ausgleich, den er mir nur so geben konnte. Das musste ich akzeptieren.
Widerwillig also stellte ich ihm meinen Turnschuh zur Verfügung, über den er einige Male ergebnislos darüberbürstete. Beim zweiten Schuh kürzte ich die Zeremonie etwas ab, bedankte mich herzlich und wendete mich zum Gehen.
An dem Punkt jedoch wurde der Schuhputzer laut. Er forderte von mir einen Geldbetrag, der den üblichen Lohn eines Schuhputzers im Zentrum Istanbuls um ein Achtfaches überstieg. Ich war entsetzt. Nicht nur von dem hohen Preis, viel mehr noch von meiner so weit gereisten und doch so fehlbaren Menschenkenntnis. Ich war mir so sicher gewesen, Dankbarkeit in seinen Augen zu lesen!