An der Haltestelle wartete ich auf den Bus in die Stadt. Eine halbe Stunde, eine ganze Stunde. Ein Pkw hielt an, winkte mir, doch einzusteigen. Ich lehnte ab. Man erklärte mir, dass die Busse hier nur selten fahren würden, was ich zwar für einen miesen Trick hielt, aber dennoch nicht bezweifelte. Im hinteren Teil des Autos saßen zwei Briten, die mir versicherten, dieser privaten Taxi-Fahre wollte sich nur etwas dazuverdienen, das sei völlig OK. Dieses weiße Pärchen überzeugte mich also. Reisekundig wie ich war, handelte ich mit dem Fahrer vor dem Einsteigen den Preis aus, bedachte aber nicht, dass er mich als Letzte absetzen würde. Ungeachtet unserer Vereinbarung forderte er 20 Dollar – eine damals wie heute unverschämt hohe Summe. Als ich mich nicht einverstanden zeigte, machte er Anstalten, mit meinem Rucksack, den er an sich gerissen hatte, davonzufahren. Was blieb mir anderes übrig, als ihm den geforderten Betrag zu zahlen?
Nächste Station: Christian Hostel. Irgendwie hoffte ich, hier etwas vertrauenswürdigeren Personen zu begegnen. Ich bekam einen Schlafplatz in einem gemischten 6-Bett-Zimmer und ließ auf Anraten der Rezeptionistin mein Bargeld in einen Safe legen. Dass ich auch hier nur einem üblen Trick aufgelaufen war, bemerkte ich am nächsten Tag: Meine Bargeldvorräte von rund 1000 Euro waren über Nacht zu einem lächerlichen Betrag von etwa 20 Euro „geschrumpft“. Meinen Protest beantwortete man mit Schulterzucken: Ich könnte ja nicht beweisen, dass ich wirklich mehr Geld hineingelegt hätte, oder? Mein erster Impuls, bei der Polizei Anzeige zu erstatten, wurde von einem Zimmergenossen niedergeschmettert: „Das ist, als würdest du daheim Anzeige wegen eines gestohlenen Lollis erstatten. Die lachen dich nur aus hier, glaub mir.“
Also, ein handfester Plan B war nötig. Zwar besaß ich noch meine Kreditkarte, allerdings gab es auf der gesamten Insel damals nur eine einzige Bank mit Automaten – eine rund dreistündige Busreise entfernt, die ich gar nicht hätte bezahlen können. Abgesehen davon wusste ich die erforderliche PIN, weil nie in Gebrauch, schon lange nicht mehr. Ich musste also, um mich über die nächsten acht Tage zu retten, irgendwie Unterkunft, Essen und Freizeitprogramm ausfindig machen, die sich direkt mit Kreditkarte und Unterschrift bezahlen ließen. Die Hauptinsel Viti Levu war allerdings nur Durchgangsstation für die meisten Reisenden, die auf eine der viel idyllischeren Nebeninseln weiterzogen, sodass sich das Angebot in Grenzen hielt.