Nun geht es erst über die Brücke und durch ein Jugendstilviertel in Richtung Petrin-Berg, dann eine Stunde lang leicht aufwärts durch ruhige Parkanlagen. Die Krönung ist eine 60 m hohe Kopie des Eiffelturms auf dem Gipfel. In wenigen Minuten haben Sie danach zu Fuß Mala Strana erreicht.
Auf der so genannten Kleinseite am Fluss unterhalb des Burgberges wohnten reiche Bürger, in deren Adelsresidenzen heute Botschaften beheimatet sind. Im barocken Lobkowitz-Palais etwa die deutsche Vertretung, von deren Balkon der damalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher 1989 Tausenden kampierender DDR-Flüchtlinge ihre Ausreise verkündete. Ein Streifzug durch die verwinkelten, hügeligen und gepflegten Straßen Mala Stranas offenbart eine Vielfalt an Keller- und Gartenrestaurants, böhmischen Kneipen, Pensionen und Souvenirläden. Ganz erstaunlich: Das Viertel hat sich über die Jahrzehnte seine Atmosphäre erhalten, der ursprüngliche Charakter ist nie verloren gegangen.
Wer das Wasser liebt, sollte sich einige Highlights nicht entgehen lassen. Nahe der Karlsbrücke laden als Matrosen verkleidete Männer zu einstündigen Flussfahrten auf der Moldau ein. Hausboote liegen an den Ufern vertäut, wobei die meisten allerdings ihre besten Tage schon hinter sich haben.
Auf den Kampa-Wiesen an der Moldau und am romantischen Teufelsbach genießt man die schönen Sommertage im Gras, hier treffen sich Touristen, Studenten, Müßiggänger. Die lassen sich auch die Köstlichkeiten der schönen Restaurants der Gegend schmecken, reiner Genuss auf den Terrassen zum Fluss. Besonders schick ist das „Kampa Park“, das neben Champagner auch einen erstaunlich preiswerten Lunch serviert – Blick auf die Karlsbrücke aus dem Wintergarten inklusive.
Text: Andrea Bonder
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