Eine ganze Reihe Tage beginnen mit „You want to see temple?“ und einer Ein- oder Zwei-Euro-Taxifahrt zu eindrucksvollen Weltkulturerbestätten in Kathmandu. Der Buddha-Stupa Swayambhunath ist nach 365 Bergstufen erreicht und bietet eine schöne Aussicht über das Tal. Er macht dem Namen „Monkey Temple“ alle Ehre, freche Affen klauen Travellern dort dreist die Pfannkuchen vom Teller. Ein weiterer riesiger Stupa ist Bodnath, umgeben von prachtvollen, neuen tibetischen Klöstern, in denen man bei einer Tasse Buttertee posaunen- und paukenreichen Zeremonien beiwohnen kann. Spätnachmittags umrunden Hunderte Tibeter mit Gebetsmühlen den Stupa.
Nach einer halben Stunde Fußmarsch gelangt man zum Pashupatinath, einer der heiligsten Shiva-Stätten Südasiens. Da nur Hindus ihn betreten dürfen, begnügen sich die Touristen damit, den Totenverbrennungen am Bagmati-River beizuwohnen. Hier zeigt sich einmal mehr der Kulturunterschied zur westlichen Lebensweise: Während sich im Hintergrund Familien von ihren Verwandten verabschieden, verkaufen Kinder Souvenirs, lassen sich (falsche) Sadhus – heilige Männer – für teures Geld mit Urlaubern ablichten.
Nahe Kathmandu gibt es zwei weitere ehemalige Königsstädte. Patan und Bhaktapur sind ruhigere Miniaturausgaben von Kathmandu, deren Innenstädte auch mit deutscher Entwicklungshilfe liebevoll restauriert worden sind. Auch wenn Patan Nepals zweitgrößte Stadt ist, ist die kleine Altstadt doch gemütlich geblieben. Vom gepflegten Palastplatz führt ein Spaziergang durch schmale Gassen, an denen auf Plätzen, teils auch in Hinterhöfen versteckt, alte Tempel zu entdecken sind. Am prächtigsten ist der Goldene Tempel mit einem Kloster aus dem 15. Jh. Vor dessem glänzendem Dach stehen zahllose Tierfiguren mit Blumenketten, Betende streuen Blüten und zünden Kerzen an.
Die Altstadt von Bhaktapur ist eine Nummer größer, die kopfsteingepflasterten Gassen sind autofrei, und auf den verschiedenen Plätzen kann man von Cafés aus das Treiben beobachten. Auch hier ist alles sehr entspannt, ruhig und sauber – ein Nepal wie aus dem Bilderbuch. Und abends, raffiniert ausgeleuchtet, sogar noch tausend Mal schöner.
Text: Andrea Bonder
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