Im alten Zentrum von Kathmandu, dem Durbar Square, fühlt man sich wie in längst vergangene Zeiten versetzt. Der Palastplatz ist voll überirdisch schöner verzierter Paläste, hinduistischer Pagoden, Tempel und Schreine, auf den Tempeltreppen sitzen plaudernde Männer beim Kartenspiel und zeichnende Studenten. Einige Tourguides zeigen ihren kleinen Gruppen den Palast der hoch verehrten Kumari, einem Mädchen, das als Inkarnation einer Hindu-Göttin gilt.
Die umliegenden Gassen sind gesäumt von uralten Klinkergebäuden, die gedrungene und vollgestopfte Shops beherbergen, darüber Wohnetagen für ganze Großfamilien mit prächtig geschnitzten „Pfauenfenstern“. An Kreuzungen und kleinen Plätzen sind Schreine und Wasserstellen, an denen Frauen noch heute Haare und Wäsche waschen und Metallkrüge füllen. Geduckt geht es in den einen oder anderen Seitengang, an deren Enden ruhige Innenhöfe liegen. So muss die Hauptstadt früher gewesen sein, als ihre Bevölkerung wegen der Landflucht noch nicht auf über 1,5 Mio. Menschen angeschwollen war.
Heute bleiben hier, in einem Wust von Autos, Rikschas, Mofas und bepackten Trägern, selbst Fußgänger eingekeilt im Stau stecken. Der Staub raubt den Atem. Als in den 1960er- und 1970er-Jahren die Hippies Kathmandu für sich entdeckt hatten, gab es nur Strohdachhäuser, kaum Verkehr und noch von Hand kultivierte Felder.
Die Hippies wohnten für 20 Pfennig die Nacht in der Gegend, die die Nepalis Freak Street getauft haben. Hier am östlichen Ende des „Hippie Trails“, der von Istanbul bis Nepal führte, warteten Drogen und Spiritualität. „Hasch, Hasch“ flüstern einem Händler noch heute zu, aber in der Freak Street ist außer ein paar Opiumpfeifenshops, miesen Pensionen und vergilbten Häkelponchos in Regenbogenfarben nicht mehr viel los. Die Rucksackreisenden wohnen jetzt in Thamel, wo die Gassen vor Lodges, Lokalen und Shops voller Trekkingzubehör, Bücher und Souvenirs nur so strotzen.
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