Auch Mohammed ist berberischer Herkunft und in den Bergen aufgewachsen. Das ist der Schlüssel, um die Berber ein wenig zu öffnen. Vor allem ab dem dritten Tag: Es wird immer einsamer, die Siedlungen sind nicht mehr per Auto zu erreichen, keine Piste, kein Strom. Die Wanderer fühlen sich wie von einem anderen Stern, wenn sie in der schrillen Trekkingkleidung an unscheinbaren Lehmhäusern oder Hütten aus Stein vorbeiziehen. Als erstes kommen immer die Kinder. Mohammed wechselt in die Sprache der Berber. Vorsichtig schauen zwei junge Frauen um die Hausecke. Irgendwann wagen sich auch die Alten hervor. Wo kommt ihr her? Wo wollt ihr hin? Was gibt es Neues im Nachbartal? In einer Welt ohne Zeitung und Radio werden Nachrichten mündlich transportiert. Manchmal kommt ein Geschäft zustande: Ein paar hart gekochte Eier oder frisches Fladenbrot bessern den Speiseplan der Wandergruppe auf. Und mit ein bisschen Glück sitzen Europäer und Berber wenig später beim Pfefferminztee zusammen.
Natürlich kann man im Atlasgebirge auch höher hinaus. Zwei 4000er hat Marokko zu bieten: den Jbel Toubkal (4167) und den Irhil M’Goun (4068). Sie ziehen viele Bergwanderer an, öffnen sie doch – bei guter Sicht – den Blick in die Weiten der Wüste. Während des Aufstiegs wird nicht nur die Luft, sondern auch die Besiedlung dünn. Und so erzählen diese Touren zwar von der Magie Marokkos, aber längst nicht so viel über die Bergwelt und ihre Bewohner.
Text: Irene Klein
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