Ab in die Zukunft: Cyber-City

Unterwegs von KLIA nach KLCC – vom schicken Kuala Lumpur (KL) Airport nach KL City Center. So beginnt der Trip in die malaysischen Metropole in der Regel. Blitzsauber sind die Marmorböden im hypermodernen Flughafen, blitzschnell die klimatisierten Wagen des KLIA Ekspres, der mit 160 Sachen Richtung City schnurrt. Draußen flitzen die pseudomaurischen Silhouetten und Prestigepaläste von Asiens neuester Reißbrettstadt am Ekspres-Fenster vorbeiflitzen: Putrajaya.

Schwanenboote für Staatsbeamte

Wer hier einen Stopp einlegt, kann sich von Captain Abdul Halim Hamzah, einem der sechs offiziellen Tour Guides Putrajayas, das Milliardenprojekt der aus dem Boden gestampften malaysischen Regierungsstadt im Detail erklären lassen. Rosarote Roben werden den Gästen beim Betreten der zentralen Putra Moschee übergeworfen, passend zum Altrosa der Kuppel. Eine Art Disneyland für Spitzenbeamte wurde hier geschaffen – mit Schwanenbooten auf künstlichen Seen, neben denen sich die Stahlseile spektakulärer Brücken wie Harfensaiten spannen. Dann wieder verbinden sich modernste Materialien mit historischen Bauformen. Unterkühlt glänzt etwa der rostfreie Gitterstahl eines Bogen persischen Stils im diesigen Licht – Design by Kalif Storch, Powered by Petronas Oil.

Die Vision des Mr. M

Später, in der City von Kuala Lumpur, die Suche nach der Seele der Stadt: Schuhputzer Umar empfiehlt das Shopping Center KLCC Suria in den berühmten Petronas Towers. Der feinen italienischen Schuhe wegen. Und wohl auch hinsichtlich des Mosaiks, dessen Ornamente sich am Marmorboden des Megaturms elegant ineinander verschlingen. Islamische Kalligrafie und kultiger Kommerz – die Liaison kommt auch hier, im modernen Zentrum, nicht von ungefähr. Ein eigener Baustil prägt KL nicht erst seit Putrajaya, er signalisiert Malaysias Staatsphilosophie seit langem. Seit Mr. M. nämlich, der Ex-Premier Mahathir, seine Vision von einem technologisch hypermodernen islamischen Staat in Architektur gießen ließ. Spektakuläre Hochhäuser, vor aller Welt als Allahs avantgardistischer Zeigefinger erhoben, waren da stets taugliche Mittel zum Zweck. Das war bereits Mitte der 80er-Jahre bei den schneeweiß leuchtenden Fassadenornamenten des Kompleks Dayabumi der Fall, der heute weithin sichtbar neben dem alten Stadtzentrum aufragt.

Allah meets Alu

Die Petronas Towers sind seit 1998 Coverstars des modernen, islamischen Malaysia: 452 m Höhe, 88 Stockwerke, aber vor allem eine Idee prägen das bis vor kurzem noch höchste Haus der Welt. Nämlich Allah und Alu in einem Aufwaschen zu ehren. Achteckige Sterne bilden den Grundriss und verweisen auf ein beliebtes Grundmotiv der islamischen Kunst. Darüber repräsentieren fünf Sockel die berühmten fünf (philosophischen) Pfeiler des Islam. Und ganz obenauf schließlich die über sechzig Meter hohen Masten an den Petronas Towers-Spitzen selbst – Minarette aus garantiert rostfreiem Stahl.

Fata Morganas unter Aluminiumkuppeln

Wer die lauschigen Abende in den umliegenden Parkanlagen genießt, kann hier, im KLCC – Kuala Lumpur City Centre – getauften, neuen Herzen der pulsierenden City auch Ruheoasen entdecken. Die bunten Bambusstauden, die neben dem Turm der Türme leise raschelnd nach oben sprießen, zählen dazu. Das sanfte Ächzen der weichen Joggingbahnen, die sich wie bourdeauxrote Adern durch KLCC ziehen, zeugen vom westlichen Fitnessfieber, in dem längst auch Malaysia schwitzt. Entrückter wirkt hingegen das Sternendach der nahen Surau Moschee. Koranverse im modernen Ambiente, eine geheimnisvoll schimmernde, avantgardistische Aluminiumkuppel, und Frauen, die in ihren bodenlangen, weißen Überwürfen wie Dschinns aus alten Märchen durch den Betonsäulenwald huschen – so sehen die Fata Morganas von KLCC aus.