... St. Kitts: Zuckerbaron auf Zeit

Ein Fort mit Fernblick

1623 zählt zu den markanteren Jahren der „Inseln über dem Winde“, wie Seefahrer die nördliche Gruppe der Kleinen Antillen einst tauften. Damals wurde auf St. Kitts die erste britische Niederlassung Westindiens gegründet. Geschichte, wohin man tritt, nicht nur an Basseterres Cayon Street: die hoch aufragende St. George´s Church, der Graben von Bloody Mount, wo die neuen Siedler das größte Massaker unter den Ureinwohnern anrichteten, oder das imposante Brimstone Hill Fort. Der Star unter den lokalen Sehenswürdigkeiten erinnert an die Kämpfe mit den Franzosen. Bis zum 112 km entfernten Anguilla reicht der Blick von den Zinnen der windigen Zitadelle, näher liegen die Nachbarinseln St. Eustasius, Saba oder St. Barts.

Karies fürs Portemonnaie

Eine löchrige Piste führt zur Wingfield Estate, der ältesten Zuckerraffinerie der Antillen. Hier präsentiert sich die Karibik noch mit störrischen Eseln, zahnlosen Reitern und einem 350-jährigen Baummethusalem. Die Zeiten, als St. Kitts und das benachbarte Nevis fast im Alleingang Großbritanniens Zuckerbedarf deckten, sind schon lange vorbei, die hohen Schornsteine haben das Rauchen längst aufgegeben. Thema blieben die „Sugarmills“ freilich bis heute auf beiden Inseln: Die ausgeweideten Architekturkulissen wurden in Luxusherbergen umgewandelt, und die „Sugarmill Inns“ verheißen nun Zucker fürs Auge – und Karies fürs Portemonnaie.

Das süße Leben

Beispiel Ottley’s Plantation Inn, ein filmreifer Herrschaftssitz im Osten von St. Kitts. Wer das imposante Entree der Königspalmenallee passiert, darf sich wirklich wie ein kleiner Zuckerbaron fühlen. Uralte Bäume strecken ihre dicken Äste über pingelig gestutzte Rasenflächen. Altes Zuckermühlengemäuer spiegelt sich im stillen Pool. Am Abend knallen die Champagnerkorken zwischen Hibiskus und Bougainville. Rassehunde, internationale Köche, dreierlei Arten Kolibris – alles da. Wer zur Abrundung von soviel Urlaubssüße auch noch Zuckerrohrplantagen sehen möchte, besteigt am besten an der kleinen Needswort Station die lokale Schmalspurbahn, die rund um den dunkelgrünen Kegel des vulkanischen Mt. Liamuiga rattert. Einst zum Transport des Zuckerrohrs errichtet, finden auf den eleganten Rattanstühlen des Nostalgiezuges heute Touristen Platz. Entspannter kann man nicht in die Vergangenheit reisen.

Text: Robert Haidinger

Informationen im Internet:

stkitts-nevis.com

stkitts-tourism.com

Übernachten:

Rawlin’s Plantation Inn
P.O. Box 340, St. Kitts, Tel. 00 18 69/465/62 21,Fax 49 54, rawlinsplantation.com
Umgeben von Zuckerrohrplantagen, liegen die Cottages der authentischen Anlage mitten in typischer Karibikidylle. Statt TV und Aircondition werden hier herrliche Blicke auf die unverbaute Küste und lauschige Stunden auf der Veranda geboten.

Old Manor Hotel
P.O. Box 70, Charlestown, Nevis, Tel. 00 18 69/469/34 45, Fax 33 88 oldmanornevis.com
Die Lage am Rand des Regenwalds beschert eine Extraportion Dschungelfeeling. Die Baurelikte, Tanks und Eisenrohre aus den alten Sugarmillzeiten sind hier besonders gut erhalten.

Montpelier Plantation Inn
P.O. Box 474, Nevis, Tel. 00 18 69/469(34 62, Fax , montpeliernevis.com 
Diese Plantage ist Zucker fürs Auge: besonders hübsch gestaltetes Herrenhaus aus dem 17. Jh., Pool mit Mosaik und dichte Gartenvegetation mit flatternden Piepmätzen. Im Restaurant dienen alte Holzräder aus der Zuckerproduktion als markante Deko.

The Hermitage
P.O. Box 497, Nevis, Tel. 00 18 69/469/34 77, hermitagenevis.com 
Wenn die Essensglocke zweimal klingelt ist Dinnertime, denn in den entzückenden Holzhäuschen wird Tradition besonders hochgehalten. Üppige Gärten, romantische Himmelbetten und eine weiß lackierte Kutsche machen den Platz zum Favoriten vieler Honeymooner.

Weitere Adressen unter carilat.de/karibik


Beach guide:

Die schönsten Strände erstrecken sich längs der erstaunlich einsamen Südhalbinsel von St. Kitts: Friar’s Bay, Mosquito Bay, Turtles Bay, Fregate Bay zählen zu den schönsten. Eine Abwechslung zu den goldgelben Sandstränden ist die schwarze Lavabeach von Dieppes Bay im Norden. Nevis punktet mit der 4 km langen Pinney’s Beach.