Kanarische Unterwasserwelt: Schweben wie im Traum

Sein Name spricht sich im Englischen wie das Wort für Wolke: cloud. Dabei ist er mindestens einmal am Tag in der dem Himmel entgegen gesetzten Richtung unterwegs. Andy McLeod ist Tauchlehrer auf Teneriffa. „Es ist als würde man in einem Champagnerglas schwimmen“, beschreibt er das Gefühl, sich in der fremden Welt des Meeres zu bewegen. „Aber unter Wasser ist alles noch viel prickelnder.“ Im Hauptberuf ist der Schotte Kameramann, und auch die anderen Tauchlehrer der Tauchschule Diversity im Süden der Insel haben viel zu erzählen: Steve aus Belgien tourte zuvor durch Afrika, José ist New Yorker und erzählt, dass es in Manhattan doch tatsächlich eine Tauchschule geben solle. Teneriffa ist ihre Zwischenstation, vielleicht sogar neues Zuhause.

Unterwasserpracht

Die Kanaren gehören zwar nicht zu den Top Ten der weltweiten Tauchgebiete, doch Skeptiker werden sich wundern, welch Vielfalt und Pracht sich in der Unterwasserwelt rund um die Inseln verbirgt. Die Bühne des Meeres betreten die Teilnehmer eines Tauchausflugs von Diversity zunächst auf einem Boot, das sie hinausfährt nach Playa Paraíso, einem der vielen Tauchgebiete rund um Teneriffa. Hier finden die Besucher eine fremde Welt mit einer ganz eigenen Architektur vor: Der Atlantik hat sich mit seinen langen Wellenfingern ein Stück der Küste erobert und die Felsen in seinen Bann gezogen. Meerumschlungen liegt ein Steinplateau in 10 m Tiefe. Bis auf 25 m geht es entlang einer Steilwand noch weiter hinab. An Land wäre das keine nennenswerte Erhebung, im Meer jedoch bedeutet es eine Reise in weit entfernte Welten.

Abtauchen ins Zeitloch

Das Mundstück zwischen die Zähne geklemmt, die Taucherbrille zurechtgerückt, beginnt die Erforschung der Unterwasserwelt. Zeigefinger und Daumen formen einen Kreis: „Alles ok!“ Diese Geste ist eine der wichtigsten Mitteilungen der wortlosen Tauchersprache. Luftbläschen steigen auf und die Taucher verschwinden von der Wasseroberfläche wie in einem Zeitloch.

Die Unterwasserlandschaft erinnert daran, dass der höchste Berg Spaniens, der Pico del Teide, auf Teneriffa steht und ein Vulkan ist. Die Wassermassen hielten einst die Lavaströme auf und ließen sie zu spektakulären Formationen erstarren. Inmitten der vom Meer umspülten Miniberge, Felsspalten und Höhlen leben Barrakudas, Oktopusse, Muränen, Brassen und Stachelrochen. Aber auch Engelhaie und Schmetterlingsrochen, Trompeten- und Papageienfische, Seespinnen und Seeigel, Stachelmakrelen und Thunfische, Schwarzkorallen und Anemonen tummeln sich zwischen Wracks und versenkten U-Booten, ihr Zuhause liegt unter Felsbögen oder in Höhlen. Andy McLeod führt seine Tauchergruppe genau durch diese Welt.

Die Tauchgebiete rund um die sieben Inseln vor der afrikanischen Westküste bieten phantastische Bedingungen für Einsteiger und Profis. Das ganzjährig angenehm warme Klima lädt ein, in die kristallklaren 18 bis 25 Grad warmen Tiefen des Atlantiks einzutauchen.