Karneval, Ostern, Weihnachten: Events in Apulien

Karneval

Karneval ist in Apulien eher ein Fest, das sich auf Feiern in Kindergärten und Schulen beschränkt. Nur ein Ort widersetzt sich dieser Regel schon seit Jahrhunderten und behauptet sogar, einen der ältesten Karnevals Europas zu feiern.

Karnevalshochburg Putignano

Die kleine Stadt Putignano wollte demnach im Jahr 1394 die Überführung wichtiger Kirchenreliquien von Monopoli nach Putignano zum Schutz vor den Sarazenen mit einem fröhlichen Fest verschleiern, das den Auftakt für die folgenden Karnevalsfeste gegeben haben soll. So will es die Legende. Heute beginnt der Karneval in Putignano am 26.12. mit dem Fest der „Propaggini“. An diesem Tag erinnert man sich der Überführung der Reliquie und hält außerdem gereimte, nicht selten auch anzügliche Spottreden auf Politiker und die Ereignisse des vergangenen Jahres, die man jedoch nur gut versteht, wenn man den Dialekt des Ortes beherrscht.

Umzüge mit Pappmaché-Figuren

An drei Sonntagen und dem Rosenmontag finden hier große Karnevalsumzüge statt, die von Wagen mit riesigen Pappmaché-Aufbauten begleitet werden. Ganz Putignano beteiligt sich das Jahr über am Sammeln der Tageszeitungen, die für die Herstellung von so viel Pappmaché gebraucht werden. Die Pappmaché-Meister und ihre Helfer kreieren dann in wochenlanger Arbeit aus Zeitungsschnipseln und Kleber die allegorischen Szenen, welche aktuelle Entwicklungen und immer wieder auch Politiker Italiens ironisieren und kritisieren. Jedes Jahr gibt es ein neues Thema. Die Wagen werden natürlich bewertet und prämiert. Und was wäre der Karneval ohne sein Maskottchen? Farinella – ein Wesen teils Harlekin, teils Joker – ist seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts Aushängeschild des Karnevals von Putignano. Der spritzige Spötter trägt die Farben der Stadt in seinem Anzug: blau, weiß und rot. Die drei Zipfel seiner Mütze erinnern an die drei Hügel, auf denen sich Putignano erhebt. Tickets kosten am Tag des Umzugs vor Ort 12 Euro. Wer sparen möchte, kauft sie sich online über die Internetseite im Vorverkauf.

Anreise nach Putignano

Die Anreise kann am Sonntag nur mit dem Auto erfolgen, da die Züge der Ferrovie Sud-Est, welche die Stadt sonst von Bari aus anfahren, an diesem Tag Arbeitspause haben. Allerdings ist die Festmeile immer gut ausgeschildert und schon weit vorher lotsen Kartenverkäufer die Ankommenden auf Parkplätze, so dass man den Rest des Weges zu Fuß zurücklegen muss. Man sollte die Hinweise annehmen, denn in der Altstadt gibt es an diesen Tagen ohnehin keine Parkmöglichkeiten.

Ostern

Ostern ist in Apulien vor allem ein religiöses Fest. Das beginnt schon am Palmsonntag, dem Sonntag vor Ostern, an dem man sich in der Messe Palmwedel, die hier in Apulien auch gern Olivenbaumzweige sein können, vom Priester segnen lässt. Mit diesen Zeichen des Friedens schmückt man dann seine Wohnung. Sie werden auch gern als kleines Sträußchen an Freunde und Familie verschenkt.

Prozessionen am Karfreitag

Am Karfreitag finden Prozessionen statt, bei denen zu Trauermusik Statuen der Passion Christi von einem langen Tross von Gläubigen durch die Straßen der Stadt getragen werden. Die beeindruckendste ist vermutlich die „Processione dei Misteri“ in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag in Taranto. Hier tragen die Ordensbrüder barfuß, in einer Büßerkutte mit an den Ku-Klux-Klan erinnernden Kapuzen, die das Gesicht verhüllen, zu Trauermärschen ganz langsam 12 Stunden lang die Statue der schmerzensreichen Madonna aus dem 17. Jahrhundert durch die Stadt. Auch nichtreligiöse Zuschauer können sich des mystischen Zaubers der mit Fackeln erleuchteten Nacht und des Gebetsraunens kaum erwehren.

Bräuche am Ostersonntag

Am Ostersonntag geht man in die Kirche und nimmt dann ein üppiges Ostermahl mit der Familie ein. Der Ostermontag – pasquetta, also kleines Ostern, genannt – gehört neben der Familie auch den Freunden. Bei schönem Wetter macht man Ausflüge aufs Land. Der Foresta Mercadante in der Nähe von Bari beispielsweise wird dann zu einem großen Picknickplatz. Der Osterhase ist erst mit Einwanderern aus Nordeuropa nach Apulien gekommen und bisher nicht sehr bekannt. Normalerweise verschenkt man an Ostern höchstens mit Eiern verziertes Ostergebäck wie die Scarcella oder Osterlämmer aus Marzipan.

Weihnachtsmarkt: Fiera dei Presepi e dei Pupi in Lecce

Weihnachten ohne Weihnachtskrippe ist in Apulien gar nicht auszudenken. Tatsächlich dekorieren viele ihre Wohnungen und Häuser so üppig, dass der Darstellung der Geburt Jesu Christi ein ganzes Zimmer oder mindestens der beträchtliche Teil einer Wohnstubenwand eingeräumt wird. Damit einher geht auch die Tradition der Fertigung von Puppen, Tieren, Brücken, Wasserläufen, Höhlen, Holzhütten und Accessoires, die man braucht, um Handwerker und ihre alten Gewerke nachzubilden. Das Mekka der Krippenfans liegt seit nunmehr über zehn Jahren im tiefsten Salento in der spanisch angehauchten Barockstadt Lecce, wo jeden Dezember die Weihnachtskrippen- und Puppenmesse „Fiera dei Presepi e dei Pupi“ stattfindet. Im ehemaligen Convento Teatini stellen Handwerker ihre Kreationen aus Pappmaché oder Terrakotta aus und bieten von einzelnen Krippenteilen bis zu kompletten, teilweise auch minimalistischen oder neuinterpretierten Krippen alles an, was man sich vorstellen kann. Das Angebot reicht von wahren Kunstwerken, die ihren Preis haben, bis zu wenig ausgestalten günstigen Varianten. Die Messe findet jedes Jahr vom 7. bis zum 24. Dezember statt.

von Corinna Hein

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