Laster donnern vorbei, Schornsteine qualmen, es ist laut und ja: Vielerorts stinkt es sogar. Paradiesisch ist was anderes. Doch der Hafen bietet, was hübsche Parks und nette Cafés nicht haben: brachiale Gegensätze, industriellen Charme und das wohl schönste Farben- und Lichterspiel der Stadt. Am lässigsten ist es nach Feierabend. Klar kann man sein Bier dann am Elbstrand genießen. Oder in einer Szenebar in der Schanze. Doch während dort längst Schatten herrscht, kann man die Füße vom Fähranleger Neuhof baumeln lassen und zugucken, wie der Sonnenuntergang die Wolken erst gelb und dann allmählich rosa färbt, wie über einem die Lichter der Köhlbrandbrücke zu glimmen anfangen, dann immer stärker leuchten und schließlich ein helles Band in den Himmel zeichnen. Richtig friedlich wird es dann im industriellen Herzen der Stadt. Drei Angler sprechen mit gedämpfter Stimme und holen Fische aus dem Wasser, eine Barkasse tuckert vorbei. Links spiegeln sich die Lichter des Containerterminals Altenwerder im Köhlbrand, rechts die Altonas. Und ein Mal am Abend kommt ein Partyboot vorbei. Doch das ist schnell wieder weg.
Schnell mussten vor gut drei Jahrzehnten auch die 2400 Bewohner des Stadtteils Neuhof verschwinden, als der Senat die Bagger schickte. Die Köhlbrandbrücke hatte man ihnen bereits über die Köpfe gebaut, jetzt wurden ihre Häuser plattgemacht, um den Hafen zu erweitern. Zuvor hatten bereits die letzten Fischer ihre Hütten räumen müssen. Bis zum Reiherstieg in Wilhelmsburg erstreckte sich damals der Werftarbeiter-Stadtteil. Nur eine Mietskaserne am Neuhöfer Damm ist davon noch übrig geblieben.
Einen Steinwurf entfernt, direkt hinter der Reiherstieg-Klappbrücke, haben früher wohl auch die Neuhöfer auf den gesprungenen Betonplatten gesessen und den schnurgeraden Kanal entlanggeschaut, an dessen Ende die Abendsonne die Türme der Hamburger Hauptkirchen ins goldene Licht tauchte. Heute leuchten bunt die kühn gestapelten Containertürme und in der Ferne funkelt die Elbphilharmonie.
Adresse
Köhlbranddeich zwischen den Hausnummern 22 und 30
Anfahrt
Die schönste und stilechteste Anfahrt ist natürlich mit der Fähre 61 ab Landungsbrücken über Fischmarkt und Dockland.
Mit dem Auto aus der Innenstadt am kürzesten durch den Alten Elbtunnel.