Unglaubliche Vielfalt auf 378 km Länge: An der Bulgarischen Schwarzmeerküste ist genug Platz für bizarre Natur, perfekte Badestrände und die kulturellen Highlights einer bereits Jahrtausende währenden Besiedelung.
Unglaubliche Vielfalt auf 378 km Länge: An der Bulgarischen Schwarzmeerküste ist genug Platz für bizarre Natur, perfekte Badestrände und die kulturellen Highlights einer bereits Jahrtausende währenden Besiedelung.
Das Leuchten des Muschelkalks gleißt in der Sonne über dem Städtchen Baltschik, blendend weiß wie Zahnpastalächeln. Am schönsten ist es, wenn man an Bord eines Ausflugsschiffes auf die Häuser und gepflasterten Gässchen der „Weißen Stadt“ zurückblickt, die ionische Griechen vor 2600 Jahren auf dem terrassierten Flecken angelegt haben.
Wie ein Traum schimmert die Küste da über dem Meeresblau, und bizarre Kalksteinfelsen rahmen das beliebte Ausflugsziel ein. Die lange Diskomeile der weiter südlich gelegenen Schwarzmeer-Metropole, das lebhafte Beach-Life von Bulgariens breitem, schimmerndem Goldstrand, scheinen hier Welten entfernt. Kein Zweifel: Baltschik verströmt Eleganz und Ruhe, unter die sich höchstens das Lärmen der Zikaden in den spitzen Zypressen mischt.
Das war wohl auch in den 30er-Jahren so, als sich eine Königin in das milde Klima und den bizarren Küstenabschnitt verliebte: Maria von Rumänien ließ ab 1926 hier ihre Sommerresidenz anlegen, die bis heute die Handschrift italienischer Architekten verrät. Doch Baltschiks bekannteste Attraktion liegt im Schatten des Palasts. Es ist der erst 1955 gestaltete Botanische Garten, mit 3000 seltenen Pflanzenspezies der größte und vielfältigste des Balkan.
Blumenmeer, das ist auch das Stichwort 30 km südlich von Baltschik, im alten Hafen Varna, jener Schwarzmeer-Stadt, auf deren Flughafen die meisten Urlaubermaschinen landen. Hier zieht sich der Meeresgarten seit 1878 über viele Kilometer die Küste entlang – genug Platz für Cafés und Museen, für bunte Blumenrabatten und die Nachtgewächse der umliegenden Diskos.
Aber Varna bietet den Besuchern, die die Stadt oft nur auf Durchreise zu den vielen anderen Zielen der Schwarzmeerküste streifen, noch viel mehr: Reste der römischen Festungsmauer, antike Bauten, mit Evksinograd die Sommerresidenz eines Zaren. Und die weite, 4 km lange Bucht des Zlatni Pjasaci, der sich gerade neu erfindet. Solartaxis, Elektrobahnen und Fahrradrikschas machen den Goldstrand heute grün, während Sportbegeisterte vom Paragliding bis zum Wasserski auf ihre Kosten kommen und gestresste Eltern – dank spezieller Kinderprogramme – endlich auch mal zur Ruhe.
Vielfalt herrscht auch jenseits der berühmten Schwarzmeer-Bucht. Da wären, zwischen Varna und Goldstrand, die üppigen Parks und kleinen, windgeschützten Buchten von Sveti Konstantin, dem ältesten Kurort Bulgariens, der neben Meeresrauschen auch Balneo-Therapie und moderne Wellnesserlebnisse offeriert. Weiter nördlich punktet Albena mit waldreicher Umgebung und perfekter touristischer Infrastruktur, während sich der "hohe Norden" der Schwarzmeerküste als Ziel für Individualisten ausnimmt.
Beim einsamen Kap Kaliakra ragen bizarre rötliche Steine bis zu 70 m hoch aus dem Meer. Eine knappe Autostunde weiter nördlich, in der zerklüfteten Felsenlandschaft des Dörfchens Kamen Brjag, haben sich bulgarische Aussteiger den hippiesken Traum von Höhlenurlaub mit Seeblick realisiert. Was, mit etwas Glück, sogar die Sichtung von dreierlei Delphinarten und Mönchsrobben beinhaltet. Auch Krapets, ein altes Fischerdorf nahe der Grenze zu Rumänien, zählt zu den stillen Flecken der Schwarzmeerküste: unberührte Sanddünen neben Gemüsefeldern, die schließlich in den naturgeschützten Durankulaker See übergehen.
Der Spagat zwischen Disko-Beach, Thermalquelle und einsamen Naturplätzen ist typisch für die Bandbreite der bulgarischen Schwarzmeerküste – auch im südlichen Teil. Hier liegt Burgas, das Gateway zur Urlaubsregion Sonnenstrand, einem 6 km langen, feinsandigen Streifen, der sich als ausgesprochenes Familienziel präsentiert.
Doch auch zu pittoresken Fischerdörfern ist es nicht weit, die Insel Nessebar erfüllt dabei lustvoll jedes Klischee: Gässchen mit blankpoliertem Kalksteinpflaster, eine antike Stadtmauer, byzantinische Kirchen und von Möwen umkreiste Fischkutter. Letztere liefern Anchovis, Makrelen, Sardinen, Thunfisch, Flunder, Stör und Katzenfisch, die dann in Nessebars urigen Fischtavernen serviert werden.
Südlich von Burgas belegt das in der Antike von griechischen Siedlern gegründete Städtchen Sozopol eine Landzunge des hier felsig gewordenen Küstenabschnitts. Auch hier finden sich enge Gassen, lauschige Innenhöfe mit Feigenbäumen, ein Fischerhafen und alte Kirchen – eine Atmosphäre, die schon seit jeher Künstler anzog. Von den beiden Stränden Sozopols lässt sich der Blick auf das Treiben des Städtchens bequem genießen.
Je südlicher man kommt, desto intimer muten die kleinen, windgeschützten Buchten an. Desto ursprünglicher fallen aber auch die kleinen Ortschaften aus: Kiten steht bei jungen Leuten hoch im Kurs, Ahtopol verdankt seinen Charme der felsigen Halbinsellage. Nicht versäumen sollte man die natürlichen Attraktionen des Hinterlandes: Die üppigen Feuchtwälder und Schlingpflanzen des subtropischen Pflanzen- und Naturparadies Ropotamo um Primorsko erschließen sich am besten an Bord eines Ausflugsschiffes. Durch die eigenwillig erodierten Felssäulen des „Steinernen Waldes“ Pobiti Kamani – er liegt 20 km westlich von Varna – spaziert man dagegen besser zu Fuß.
Text: Robert Haidinger
Geheimtipp Bulgarien
Bulgarien: Goldstrand & Co.
Wellness & Kultur in Bulgarien: Goten, Götter und Gesundheit