Alle 20 Minuten setzt sich das altersschwache Bähnchen in Bewegung. Nicht nur Touristen fahren mit, sondern auch viele Einheimische. Die hölzerne Straßenbahn ruckelt über krumme Schienen, die ihre besten Zeiten lange hinter sich haben. Der Blick auf die Seite wird zum Blick in den Abgrund: Die „Bonde“, wie die Cariocas, die Einwohner Rios, ihr Bähnchen nennen, ruckelt gerade über die Arcos da Lapa, einen 270 m langen und 64 m hohen Viadukt, der von 1750 bis 1896 als Aquädukt genutzt wurde.
Kaum sind die Arcos überwunden, führt die Bahnstrecke auf einer engen Straße weiter bergauf, Richtung Santa Teresa. Der altehrwürdige Stadtteil liegt nicht weit vom Zentrum Rio de Janeiros – und ist doch ganz anders. Wenn die Hitze in der Innenstadt kaum auszuhalten ist und die Badegäste an der Copacabana ohne Sonnenschirm kaum 15 Minuten in der Sonne bleiben können, selbst dann ist es hier immer noch angenehm, weht meist ein frisches Lüftchen.
Santa Teresa, das Künstlerviertel mit seinen pittoresken Fassaden, mondänen Gründerzeitvillen, gekachelten Wänden und versteckten Gärtchen, war für Rio-Besucher bis vor drei Jahren nur das Ziel eines Nachmittagsausflugs. Mittlerweile haben Gäste aus aller Welt das Viertel als interessantes Wohnquartier entdeckt. Der Hintergrund: Der Jungunternehmer Carlos Magno hat mit „Cama e Café“ hier das erste Bed & Breakfast-Projekt Brasiliens gestartet: „Wir haben in Santa Teresa angefangen, wegen der Bohème-Atmosphäre und den vielen Belvedere. Dazu kommt das sinnliche Gefühl, den Horizont zu sehen und Inspiration zu bekommen.“
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