100 km weiter südlich lockt eine weitere Attraktion der Costa Verde: die 30 000-Ew.-Stadt Paraty, eine der architektonischen Perlen Brasiliens. Im Centro Historico, mit seinem unebenen Kopfsteinpflaster, sind Fußgänger, Mountainbiker und Pferdekutschen unterwegs. Autos haben nichts verloren in der Altstadt, die seit 1958 unter Denkmalschutz steht. Anfang des 18. Jhs. war Paraty ein wichtiger Goldhafen. Die portugiesische Krone wurde von hier mit Schätzen aus Übersee versorgt. Afrikanische Sklaven hatten eine 1200 km lange Straße nach Minas Gerais angelegt. Eine Wanderung auf einem freigelegten und restaurierten Stück der Caminho de Ouro, der Goldstraße, gehört mittlerweile zum Pflichtprogramm.
Heute wirkt das Centro Historico mit seinen schmucken Kolonialhäusern, die mit Ornamenten und Ziergittern versehen sind, wie eine Ansammlung kunstvoll gestalteter Puppenhäuser – und ein Puppentheater ist denn auch Paratys bedeutendste Kulturinstitution. Rachel Ribas, Direktorin und Mitwirkende beim „Teatro Espaço“, einem Puppentheater für Erwachsene, lebt seit über 20 Jahren in Paraty. „Wir sind hierher gekommen um bei einem Straßentheaterfestival auszutreten und haben uns in die Stadt verliebt“, erzählt sie. Seither dachte sie keine Sekunde daran, jemals wieder wegzuziehen. „Hier gibt es ein sehr vielfältiges Leben“, schwärmt sie, „gute Restaurants und Hotels und viele aufgeschlossene und kosmopolitisch orientierte Menschen.“
Von Paraty aus sticht auch die „Salveiro Turbo 1“ täglich in See. Luiz, der vollbärtige Kapitän, ist bereits seit 25 Jahren auf dem Atlantik zu Hause. Die Strecke, die er zurücklegt, kennt er im Schlaf: zuerst zur Ilha do Mantimento, danach zur Praia do Lula, einem herrlichen Sandstrand, einsam, ohne Krach, mit ruhigem und absolut klarem Wasser. Hier, aber auch in der Bucht von Angra und bei Itacuruça, wo ähnliche Touren angeboten werden, zeigt die Costa Verde ihren unwiderstehlichen Charme: ein faszinierendes Südseeparadies mit einem türkisgrün leuchtenden Ozean. Urlaubsromantik pur – zumindest, wenn die Sonne scheint.
Text: Text: Rainer Heubeck
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