Ausflug mit Einbaum: Headhunter light

Der Einbaum steuert auf die Iban-Siedlung zu, denn das Langhaus ist nur auf dem Wasserweg zu erreichen. Vor dem 150 m langen Stelzenbau haben einige Stammesmitglieder Gesichter in Baumstämme geschnitzt: Böse Geister haben keinen Zutritt zum Reich der Iban. Neuankömmlinge bleiben deshalb einige Minuten ehrfürchtig stehen, um üble Dschungelgeister abzuschütteln. Nach dem Reinigungsritual dürfen die Besucher zum Eingangsportal hochsteigen, ihre Schuhe ablegen und eintreten. Die innere Veranda ist der Dorfplatz der Gemeinde.

Die modernen Headhunter

37 Familien leben in dem Langhaus. Links gehen die Eingänge zu ihren Privatwohnungen ab, die lange Veranda ist der öffentliche Treffpunkt. Auf der Außenveranda sind Pfefferschoten zum Trocknen ausgebreitet, kleine Kinder toben umher. Im Innenraum sitzt eine Frau am Webstuhl, weiter hinten unterhalten sich junge Männer. Einer von ihnen trägt ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Headhunter“. Ein Iban nach dem anderen steht auf und heißt die Besucher willkommen. Schwer vorstellbar, dass die Vorfahren dieser freundlichen Menschen Feinden den Kopf abtrennten und als Trophäen auf die Veranda hängten.

Kopfjägertanz und Trinkspruch

Der Häuptling hat Platz genommen. Ein Gong ertönt, die Vorstellung kann beginnen. Am Boden hocken Musikerinnen, die auf Trommeln und Saiteninstrumenten den Rhythmus vorgeben. Plötzlich der gellende Schrei eines Tänzers. Ruckartig schleudert er sein Federkostüm hin und her. Das Imponiergehabe des Kriegers gilt einer jungen Frau, die ihren Körper anmutig im Takt wiegt. Früher beeindruckten die Iban weibliche Stammesmitglieder mit erbeuteten Häuptern, den rituellen Kopfjägertanz gibt es noch heute. Einer der Männer verteilt Becher mit einer milchigen Flüssigkeit. Das Stammesoberhaupt hebt zum Trinkspruch an: "Ooohaa!" – und alle lassen den köstlichen, süßen Reiswein ihre Kehlen herunterfließen. Tuak ist ein gefährliches Gesöff, weil der Zucker den Alkohol überdeckt.

Tätowierungen wie Reisestempel

Die Körperbemalung des Häuptlings erzählt von seinen Reisen ins Sultanat Brunei und in Sarawaks Hauptstadt Kuching. Der 76-Jährige deutet auf seine tätowierten Unterarme: „Und hier war ich in Kuala Lumpur.“ Bei den Iban ist die Zahl der Tätowierungen ein Beleg für die Reisen eines Mannes. Nach jeder Tour wird der Haut ein Stempel aufgedrückt. Außerdem schützen Hautbemalungen die Menschen vor bösen Geistern.

Luxuriöses Langhaus

Der Einbaum ist bereit für die Rückfahrt ins Urwaldhotel. Ein Iban lässt das mit Außenbordmotor ausgestattete, schmale Boot über den Fluss sausen, hin und wieder gleitet es über Treibholz hinweg. Einige Bäume wurzeln im Wasser, im Fluss spiegelt sich der Regenwald – üppige Natur im Doppelpack. Der Einbaum erreicht den Stausee von Batang Ai und macht am Bootssteg der Dschungel-Lodge fest. Sie ist im Stil eines Langhauses wie das der Iban erbaut, Pool und Tennisplatz allerdings setzen den endgültigen Schlusspunkt unter diesen Ausflug in die Vergangenheit.

Text: Claudia Piuntek