Ist es der weit gespannte Himmel in den freistaatlichen Farben weiß-blau, der sich – wenn auch in Rautenmuster – in der Tischdecke widerspiegelt? Ist es das frisch gezapfte, schäumende Bier, der deftige Brotzeitteller, sind es die Vor-Mittagsläuten-Weißwürste, ist es die flotte Service-Dame mit ihrem bajuwarisch-rollenden „rrr“? Oder ist es der Blick auf das gotische Liebfrauenmünster mit seinen beiden mächtigen, über Eck gestellten, zwiebelchengekrönten Türmen?
Frisch gestärkt, aber durchaus wissenshungrig, geht es am Alten Rathaus los auf den ausgeschilderten Altstadtrundgang. Am Theaterplatz holen sich Hausfrauen- und männer, Gourmets und Gelegenheitsköche auf dem Wochenmarkt Köstliches fürs Wochenende, der Stadtbesucher jedoch will in die Tränktorstraße ins außergewöhnliche Museum für Konkrete Kunst. Sicher ist es ein Fehler, den Ausstellungskatalog zu kaufen – nicht wegen des Inhalts, nein, der ist spannend, sondern wegen des Wegs, den er noch mitgetragen werden muss. Anderthalb bis zwei Stunden soll er dauern, der gesamte Altstadtrundgang – doch die sind genießerisch-entspannt bereits nach den ersten drei, vier Stationen aufgebraucht.
Denn jetzt ist ein bisschen flanieren in der Fußgängerzone angesagt, entlang der Ludwigstraße mit ihren Kaufhäusern und Boutiquen. Dazu ein Cappuccino – und Stufengiebel, Barockgebäude, der schneeweiße Herzogskasten, ältester Profanbau der Stadt, und das Ickstatthaus, das mit der höchsten Barockfassade zu den herausragenden Sehenswürdigkeiten Ingolstadts zählt. Sind noch zwei weitere Highlights in der Innenstadt zu schaffen, bevor es im Audi museum mobile in die Neuzeit geht? Ein Versuch muss sein, denn die Asamkirche, Juwel barocker Baukunst mit einem phänomenalem Deckenfresko von Cosmas Damian Asam, wie auch das Deutsche Medizinhistorische Museum – westlicher Schlusspunkt der Innenstadt mit Gruselfaktor – haben Beachtung verdient. Rundgang in Ingolstadt in zwei Stunden? Zwei Tage, das könnte funktionieren. Aber, ehrlich gesagt: Vier wären besser.