9. Dezember 2006: Whitsundays – Wassersinfonie in Türkis

„Schuhe aus! An Bord nur barfuß!“, tönt es aus der Ecke der Raggamuffin II. Gefolgt von einem: „Stop, stop, stop – das ist doch kein Kreuzfahrtschiff.“ Ian, stolzer Besitzer des Einmasters und unser Skipper für die nächsten drei Tage, ist entsetzt. Er kann nicht fassen, dass Jane tatsächlich mit einem Koffer aufs Boot will, auf diese regattaerprobte Nussschale. Entsprechend skeptisch ist mein Blick. Ich frage mich, wie sieben erwachsene Menschen – egal, ob mit oder ohne Abendkleidchen im Gepäck – auf den Prachtkahn passen sollen. Unter Deck dann die Lösung: Es gibt alles, doch im Miniaturformat. Alles klapp- und ausziehbar. Nach unserer ersten Inspektion verlassen wir den Hafen von Airlie Beach, der Sonne und dem Insellabyrinth der Whitsundays entgegen. Statt mit straffen Segeln allerdings mit laufendem Motor. Es ist stiller als windstill, nicht der leiseste Luftzug regt sich.

Die 74 Whitsunday Islands sind die Gipfel eines im Meer versunkenen Gebirges und ein wahrer Traum. So weit das Auge reicht ragen üppig bewachsene, sanft ansteigende Inseln aus dem schimmernden tropischen Meer. Das beinahe badewannenwarme Wasser ist so klar, dass Fische und bunte Korallen vom Boot aus zu sehen sind.

Wasserfall

Ian schippert uns per Dingi, unserem kleinen quietschgelben Beiboot, zu South Molle Island. Die Insel ist ein Flitterwochenparadies. Besucher dürfen das kleine Juwel nur nach Anmeldung genießen. Beim bushwalk, dem kleinen Spaziergang auf der Insel, komme ich mir kurzzeitig vor als wäre ich in Südtirol – bietet die Insel doch statt Regenwald eine mit Gras bewachsene Hügellandschaft. Gebadet wird allerdings nicht in Bergseen, sondern an Bilderbuchstränden. Doch es kommt noch besser. Das Highlight der Whitsundays ist zweifelsohne Whitehaven Beach. Perfekter geht es kaum: Der Sand ist feiner als Mehl und so strahlend weiß, dass er das Sonnenlicht reflektiert. Ich bin geblendet. Wegen seines türkis-blau-grünen Wasserfarbspiels gilt Whitehaven Beach als schönster Strand Australiens. Zu Recht.

Nach diesem spektakulären ersten Tag beschwert sich am Ende nur mein Magen. Er fordert lautstark Leckereien ein. Doch schon kurz darauf treibt Steakgeruch von der Raggamuffin II über das stille Wasser, hinaus in die Abenddämmerung. Ebenso perfekt verlaufen die nächsten zwei Tage; sogar Delfine und Wale kreuzen unsere Route. Einziger Wehmutstropfen: die ersehnte steife Brise, um die Segel hissen zu können, bleibt aus. Doch wer will sich im Paradies schon beschweren?