2. Juni 2007: Westküste und Top-End: Die Highlights

Perth
Sie ist isolierter, sonniger und gelassener als alle anderen Großstädte Australiens: Perth. Die Stadt am Swan River hat ihr ganz eigenes Flair und wer die Westküste erkunden möchte, sollte hier beginnen.
Um den Geldbeutel zu schonen, lohnt es sich, die Citytour an der Perth Train Station mit einer Gratis-Stadtrundfahrt zu starten. Hier fahren die kostenlosen Blue, Red und Yellow CAT Busse ab. Sie befahren unterschiedliche Routen im Stadtbereich und werden hauptsächlich von Einheimischen genutzt – zur ersten Orientierung sind sie auch für Touristen ganz wunderbar.
Egal, wie lange Sie bleiben, ein absolutes „must-do“ ist ein Abstecher ins Perth Cultural Centre, welches sich in Northbridge, unweit der Train Station befindet. Hier zeigt das Museum of Western Australia naturwissenschaftliche Exponate und eine fantastische Ausstellung über die „lost generation“ der Aborigines. Gegenüber bietet die Art Gallery of WA Gemälde und Aborigine-Kunst und das Perth Institute of Contemporary Arts  wartet mit Videoinstallationen und zeitgenössischen Werken auf. Danach lässt es sich am besten in einem der unzähligen Cafés in der Lake, Williams oder James Street entspannen. Da es nach meiner Mammut-Museumstour bereits dämmerte, entschied ich mich für einen Abstecher ins „Grapeskin“ (209 William Street) – eine sehr stylische Weinbar mit Vino und Cocktails en masse sowie fantastischem Fingerfood. Von hier aus hat man die Qual der Wahl, befindet man sich doch bereits im Herzen des Nightlifebezirks Northbridge. Egal, ob Kino, Disko oder loungige Bar – es wird für jeden Geschmack etwas geboten!

Cervantes – Pinnacles
Für australische Verhältnisse liegt der Nambung Nationalpark gerade mal einen Steinwurf von Perth entfernt – 245 Kilometer. Ob die gelben Sandsteinsäulen wie Hinkelsteine oder Termitenhügel aussehen, darüber lässt sich vorzüglich streiten. Doch eines ist sicher: Sie sind eines DER Naturwunder der Westküste und nicht nur ich war sprachlos! Sicherlich auch, weil ich das Glück hatte, mit Mike einen fantastischen Guide gehabt zu haben. Er veranstaltet die Turquoise Coast Tours und bietet dreistündige Sonnenauf- oder –untergangstouren zum Spottpreis von 20 Euro. Dabei beschränken sich die Fotomotive mitnichten auf Steinskulpturen. Mike erspäht garantiert auch einige Emus, Kängurus und bohrt den ein oder anderen Sandgroper aus der Erde – ein wahrhaft unvergessliches Erlebnis! Wer die Abendtour bucht, dem sei das Pinnacles Beach Backpackers (91 Seville Street, Cervantes) in Cervantes empfohlen – es wurde 2004 zum besten Hostel in Westaustralien gekürt. Zu Recht!

Monkey Mia
Wer Shark Bay hört, denkt sofort an Haie. Doch die Bucht ist für ganz andere Meeresbewohner berühmt: Delfine. Hier leben rund 600 der friedlichen Säuger, wovon täglich 10 bis 20 am Strand von Monkey Mia bestaunt werden können. Das Spektakel ist zwar längst kein Geheimtipp mehr und ich wünschte, dass neben mir nicht dreißig Schaulustige gestanden hätten, doch als die Delfine nur wenige Zentimeter an mir vorbei glitten, ihre Schnauze aus dem türkis schimmernden Wasser hoben und auf den Lohn, eine Handvoll Heringe, warteten, waren die anderen im Handumdrehen vergessen. Das Fütterspektakel wiederholt sich dreimal täglich – zwischen acht Uhr morgens und ein Uhr mittags. Um den Jagdinstinkt der Tiere zu erhalten, gibt es nachmittags keine Fütterungen. Zudem sind die Jungtiere ausgeschlossen. Erwähnt sei noch, dass das Motto glücklicherweise „Staunen erlaubt – doch Streicheln: Fehlanzeige!“ lautet. Also, viel Spaß beim Schwärmen und Knipsen!

Coral Bay
Für Taucher und Schnorchler ist ein Abstecher zum Ningaloo Reef ein absolutes MUSS! Als Ausgangsort zur Riff-Erkundung sollte der kleine verschlafene Küstenort Coral Bay auf alle Fälle Exmouth vorgezogen werden. Hier säumen nicht nur paradiesisch weiße Sandstrände die Küste, es kann auch vom Strand weg losgeschnorchelt werden. Schließlich liegt das Riff an manchen Stellen gerade einmal 100 Meter vom Strand entfernt – dies ist weltweit einmalig. Den Atem haben mir die dortigen Meeresbewohner geraubt. Auch wenn ich leider, leider die Walhaisaison (von April bis Juni) verpasst habe und es mir so nicht möglich war, einen meiner größten Träume zu verwirklichen – mit den bis zu 18 m langen Planktonfressern zu schwimmen – wurde ich mehr als entschädigt. Mein Rifftrip mit Ningaloo Experience war eines meiner absoluten Highlights. Während des fünfstündigen Trips hieß es nicht nur Dugongs, Riesenschildkröten und Wale bestaunen, nein, es ging auch zum Schnorcheln und mit Mantarochen schwimmen ins wohlig warme Nass. Mantas, die nicht ohne Grund auch „Tänzer der See“ genannt werden, sind ganzjährig in den Gewässern am Riff zu finden und mit ihnen durchs Wasser zu gleiten ist einfach einzigartig – beträgt doch die Spannweite ihrer Flügel bis zu vier Meter. Auch wenn die Tour mit Fraser, unserem Skipper, und Bree, der Mantaspäherin, mit 75 Euro zu Buche schlug – sie war jeden Cent wert!

Port Hedland
Lust auf Klettern, von Klippen springen und durch eiskalte Schluchten zu natürlichen Pools schwimmen? Da gibt es nur eines: Ab in den Karijini Nationalpark. Abenteuer pur versprechen John`s Karijini Tours. Wagemutig habe ich mich für die Zwei-Tages-Extrem-Tour entschieden (155 Euro), etwas gelassener geht es jedoch bei der Drei-Tages-Casual-Tour (235 Euro) zu. John, unter der Woche Mienenarbeiter in Port Hedland und nebenbei Hostelbetreiber, ist der einzige Touranbieter von Port Hedland aus. Alle anderen Touren starten in Tom Price oder Auski – diese beiden Orte werden jedoch von Greyhound nicht angefahren.

Broome
„You can relax now. You`re in Broome.“ Das Schild am Flughafen des Badeortes bringt es auf den Punkt! Schließlich ist Broome über die Landesgrenzen hinweg für seinen über 20 Kilometer langen Cable Beach bekannt. Keine Frage, der strahlendweiße Sandstrand, der bei Ebbe bis zu 200 m breit ist und im Hintergrund mit hohen Sanddünen und rostroten Felsen aufwartet, ist eine Attraktion. Wer also in Badelaune ist und binnen weniger Minuten im Indischen Ozean schwimmen, schnorcheln oder sich einfach faul im Sand sonnen möchte, sollte im Cable Beach Backpackers (cablebeachbackpackers.com, 12 Sanctuary Road, Freecall 1800 655 011) einchecken. Das Hostel ist sauber, bietet mehrmals täglich einen kostenlosen Transfer in die City und ist gerade mal einen Steinwurf vom Strand der Strände entfernt. Doch mein Highlight war ganz klar das älteste Open-Air-Kino der Welt. Wer würde denken, dass sich dieses ausgerechnet in einem kleinen Kaff in Westaustralien befindet? Sun Pictures wurde 1916 gegründet und bis zum heutigen Tag hat sich nicht allzu viel verändert. Statt klassischer Kinosessel gibt`s Strandstühle, die mit Segeltuch bespannt sind und durch die Nähe zum Flughafen passiert es schon mal, dass während des Films ein Flugzeug über die Leinwand und die Köpfe der Zuschauer fliegt. Das Flair ist so wunderbar nostalgisch – ich hätte jeden Abend dort verbringen können. Das Programm und weitere Infos finden sich unter: sunpictures.com.au

Kings Canyon

Bungle Bungles – Purnululu Nationalpark
Ein Naturleckerbissen der ganz besonderen Art liegt zwischen Kununurra und Halls Creek: die Bungle Bungles. Atemberaubend ist ein Rundflug über die Felsformationen, die wie überdimensionierte Bienenkörbe wirken. Auch für Flugangsthasen wie mich lohnt die Überwindung – das Erlebnis ist einmalig. Schließlich hat die UNESCO das Gebiet nicht ohne Grund im Jahr 2003 auf die Liste der Weltkultur- und Naturerbe der Menschheit gesetzt. Rundflüge werden von Halls Creek, Kununurra und Warmun aus angeboten. Der Spaß ist nicht ganz billig, doch für 120 Euro wird ein wahrhaft unvergessliches Erlebnis geboten!

Darwin
„Tracey“ – dieser scheinbar so nette und harmlose Mädchenname lässt in Darwin, der Hauptstadt des Northern Territory, die Einwohner noch immer erstarren. Denn Tracey hieß einer der verheerendsten Zyklone in der Geschichte Australiens. 1974 zerstörte dieser Großteile Darwins. Nirgendwo ist es möglich, einen so unmittelbaren Eindruck der Katastrophe zu erlangen, wie im Museum and Art Gallery of the Northern Territory in Fanny Bay (liegt zirka 15 Minuten nördlich der Innenstadt in der Nähe des Botanischen Gartens direkt an der Küste und ist mit den Buslinien 4 und 6 problemlos erreichbar). Das Museum zeigt Video- und Tonaufnahmen aus der Nacht, als der Todessturm wütete. Zudem beherbergt der Kunstkomplex eine sehr sehenswerte Sammlung von Aborigine-Künstlern des Stammes der Tiwis. Alles andere als ernst geht es hingegen Donnerstagabends gleich um die Ecke des Museums von 17 bis 22 Uhr beim Mindil Beach Market zu. Schon von weitem hörte ich Live-Bands spielen, sah Jongleure und Feuerkünstler. Beim Näherkommen wehte mir der Geruch kulinarischer Köstlichkeiten aus aller Herren Länder entgegen. Es ist Wahnsinn, der Markt erinnert ein wenig an eine Hippie-Kommune, die Stimmung ist unglaublich entspannt, alles wirkt ein wenig alternativ, auch wenn viel Touri-Nippes á la Krokodilkrallenflaschenöffner und Kängurufelle verkauft wird. Mein Lieblingsstand war schnell ausgemacht: das Roadkillcafé. Hier sind alle mit experimentierfreudigem Gaumen richtig. Schließlich kann nirgendwo sonst die Tierwelt Australiens so günstig erschlemmt werden – von Wallaby-Schlegeln über Krokodilfleischspieße ist einiges geboten. Das Highlight jedoch ist der Sonnenuntergang am Strand. Auch wenn ich ein wenig irritiert war, dass sich plötzlich Hunderte von Menschen am Wasser versammelten und einfach aufs Meer starrten – der Anblick ist einmalig. Doch aufgepasst: Auch wenn die Einwohner Darwins die Weltmeister im Bier-Verzehr sind und locker pro Kopf und Jahr 100 Liter Gerstensaft mehr als der Durchschnittsdeutsche trinken, zum Beach Market muss die kühle Erfrischung selbst mitgebracht werden. Ist doch keiner der Stände lizenziert. Wer also nicht auf dem Trockenen sitzen möchte, dem sei im Vorfeld der Gang zum Bottle Shop empfohlen.

Kakadu Nationalpark
Der größte Nationalpark Australiens bietet Superlative en masse: eindrucksvolle, tausende Jahre alte Felsmalereien der Ureinwohner, Wasserfälle, die aus wahrhaft schwindelerregender Höhe in die Tiefe stürzen, grandiose Gebirgslandschaften und Überschwemmungsgebiete, in denen sich nicht nur Fische und Vögel, sondern auch jede Menge Krokodile tummeln. Wer die großmäuligen Echsen ebenso ins Herz geschlossen hat wie ich, sollte unbedingt im Gagudju Crocodile Holiday Inn einchecken. Das Hotel ist sprichwörtlich tierisch! Hat es doch die Form eines Krokodils. Die 250 Meter lange und 30 Meter breite Echsenlocation wird natürlich stilecht durchs Maul betreten (1 Flinders Street, Jabiru). Doch ausschlafen ist nicht, gehört doch die Sonnenaufgangsbootsfahrt auf dem Yellow Water River zu den absolut unschlagbaren Highlights! Der zweistündige Trip ist ein Fest für die Augen – überall wachsen pinkleuchtende Wasserlilien, sitzen tintenblaue Kingfisher und erhabene Seeadler auf den Ästen, tauchen Krokodile aus dem Nichts auf und der Sonnenaufgang, das Farbspiel aus Rot- und Orangetönen, lässt nicht nur meinen Mund vor Verzückung offen stehen.