Nach einer etwas unruhigen Nacht im Schlafsitz des Ghan liegt sie vor uns: die kolossale Leere des Outback. Mein Blick schweift ins große rote Nichts. Hin und wieder lockern grüne Spinifex-Grasbüschel und Felsbrocken die Ödnis auf, sie wirken, als seien sie vom Mond gefallen. Dann, pünktlich kurz nach neun, ist es soweit: „Welcome to Alice“, begrüßt mich Mulga mit einem Strahlen, das sofort ansteckt. Mulga, klassisch ausgestattet mit Cowboyhut und –stiefeln, lebt seit Jahren in Alice und organisiert Campingtouren, die pures Abenteuer versprechen. Klar, dass ich mir das – kurz vor meiner Rückkehr nach Melbourne – nicht entgehen lasse. Bereits auf dem Weg zum Hostel fällt eines auf: Die Aboriginal People und die weiße Bevölkerung scheinen zwar friedlich nebeneinander, aber keineswegs miteinander zu leben. „Hier ist jeder Fünfte ein Aborigine, doch du wirst im Supermarkt oder Café kaum einen von ihnen arbeiten sehen. Es ist furchtbar, dass noch nicht einmal im spirituellen Herzen des Landes die Integration gelingt“, sagt Mulga bedauernd. Und tatsächlich: Auf meinem nachmittäglichen Streifzug durch die breiten, von Eukalypten begrenzten Straßen treffe ich auf Aborigine-Gruppen, die auf Grünflächen beisammen sitzen und musizieren oder trinken, während die weiße Bevölkerung hektisch und mit leicht herablassendem Blick vorbei eilt. Da ich mit den Ureinwohnern ins Gespräch kommen möchte, entscheide ich mich für einen Abstecher in den „Cultural Precinct“ – ein wunderbarer Galerien- und Museenkomplex am Rand der Stadt.