Der Süden ist das traditionelle Tunesien, auch wenn Berberkultur und Karawanen längst durch touristische Nomaden abgelöst wurden
Ein alter Mann im Burnus und mit Turban reitet auf seinem voll gepackten Esel über den Markt, dabei telefoniert er mit dem Handy. Ein Bild, das für Südtunesien steht. Denn besonders hier treffen die unterschiedlichsten Welten aufeinander: Biblisch anmutende Gestalten in traditionellen Gewändern flanieren neben Touristen in Shorts.
Der Gewürzstand im Souk hat eine E-Mail-Adresse, und an der repräsentativen Tür im modernen Luxushotel ist die Hand der Fatima eingeschnitzt, um Unheil fernzuhalten. Bei allem Sinn für Tradition und hergebrachte Lebensart, die Segnungen der Moderne scheut man nirgends in Tunesien. Der Süden war lange Zeit Hinterland. Weder in der französischen Kolonialzeit noch in der Republik Bourguibas war man an dieser Region sonderlich interessiert. Hatte sie doch wirtschaftlich, außer dem Phosphatabbau bei Metlaoui, wenig zu bieten. Der Tourismus forcierte die Modernisierung: Flughäfen wurden auf Djerba und in Tozeur gebaut, das Straßennetz entwickelt und der Süden mit modernen Kommunikationsmitteln vernetzt. In bequemen Pullmanbussen können die touristischen Highlights besucht werden. Was sich jenseits dieser touristischen Infrastruktur befindet, liegt noch im Dornröschenschlaf und muss erst wachgeküsst werden.
Im Süden Tunesiens lebt eine Mischbevölkerung aus Arabern, arabisierten Berbern und Haratin (Nachkommen schwarzer Sklaven). Hier ist die Analphabetenrate mit 30 Prozent bei den Männern und 60 Prozent bei den Frauen noch sehr hoch, auch wenn dies meist nur die Älteren betrifft. Die Jungen profitieren von Schulpflicht und staatlichen Bildungsoffensiven. Der Niedergang des Karawanenhandels und gezielte Ansiedlungsprogramme der Regierung haben die meisten Wüstenstämme sesshaft werden lassen. Nur noch ein ganz geringer Prozentsatz lebt halbnomadisch. Die modernen Nomaden Tunesiens sind ohnehin längst die Touristen. Bei ihrer Wanderung durch die malerischen Dünenketten des Grand Erg Oriental werden sie von professionellen Führern begleitet, die sie in die Geheimnisse der Wüste einführen.
Strom | 230 V, 50 Hz | |
Reisepass / Visum | nicht notwendig | |
Ortszeit | 11:10 Uhr |