Traditionell ist die isländische Küche einfach und bäuerlich: Fisch, Fleisch, Kartoffeln, Getreide- und Milchprodukte. Um Fisch und Fleisch zu konservieren, wurden sie gesäuert, geräuchert, getrocknet, gepökelt oder in Molke eingelegt. Einige der alten Gerichte haben sich bis heute gehalten und werden speziell am Winterende zum þorrablót gegessen. Für die Isländer ist es eine Form der Winteraustreibung, wenn sie auf traditionelle Weise konservierte Speisen essen, denn mit dem Frühling begann in früheren Jahrhunderten wieder die Zeit der frischen Lebensmittel.
Erst seit dem Bau von Gewächshäusern gibt es einheimische Tomaten, Gurken, Paprika, Salate und Pilze, vorher waren da nur Rhabarber und Kohl. In einigen Supermärkten sind die Angebote an frischem Gemüse und Obst beeindruckend, importiert aus der ganzen Welt. In den letzten Jahrzehnten haben die Isländer ihre Ernährung um das ehemals verpönte Grünzeug bereichert. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in den Restaurantangeboten wider – vom Asiaten über Fast-Food-Ketten bis zum zünftigen Wikingerlokal findest du alles.
Mit der Wirtschaftskrise 2008 hielt die „lokale Küche“ auch in Island Einzug. Damals waren die Importe von Lebensmitteln aufgrund des Währungsabsturzes zu teuer. Also besann man sich auf die Ausweitung des Gemüseanbaus im Gewächshaus. Selbst einheimisches Getreide wird angebaut, eine Folge des Klimawandels und auch der Züchtung kälteresistenter Getreidesorten. Für die Verbraucher auf jeden Fall ein Vorteil. Als Reisende lohnt es sich unbedingt, in den Regionen nach entsprechenden Lokalen und auch Lebensmitteln Ausschau zu halten.
Sowohl bei Fisch als auch bei Fleisch wird sehr auf Qualität geachtet, alle Produkte stammen von einheimischen Tieren. Fast alles aus Flüssen und Meer landet in irgendeiner Form auf dem Teller. Außer den bekannten Fleischsorten wird auch Fohlen angeboten und beim Geflügel zusätzlich svartfugl (Tordalk), dessen große, bunte Eier im Frühjahr ebenfalls in den Regalen liegen. Einige Supermärkte haben Frischfleisch- und Fischtheken, ansonsten liegen die Produkte abgepackt in den Kühlregalen. In Reykjavík gibt es einige kleine Fischgeschäfte, die saisonal auch Alke und deren Eier anbieten. In manchen Orten kannst du direkt am Hafen den Fang von den gerade eingelaufenen Fischerbooten kaufen. Die jungen Köche experimentieren mit alten Rezepten, so verwenden sie für das geräucherte hangikjöt statt Lamm- auch schon mal Pferdefleisch.
Isländer essen gern und viel, entsprechend reichhaltig fallen die einzelnen Mahlzeiten aus. Zu einem Frühstücksbuffet gehören Cornflakes mit súrmjólk (Dickmilch) und braunem Zucker, Brot, Aufschnitt, Marmeladen – zum Beispiel aus heimischen Beeren –, Tomaten, Gurken und natürlich síld (Heringshappen), eingelegt in unterschiedliche Saucen.
Mittagszeit ist regulär von 12 bis 13 Uhr, und die meisten Angestellten sind dann „zu Tisch“. Die Restaurants bieten entsprechende Menüs, bestehend aus Suppe und einem Fischgericht, zu einem günstigen Preis von rund 20 Euro an. Besonders beliebt sind ýsa (Schellfisch), þorskur (Kabeljau) und karfi (Rotbarsch), gedünstet oder gegrillt.
Am Nachmittag gibt es ein Kuchenbuffet, das Süßes wie Herzhaftes bereithält. Die mächtigen Sahnetorten sind wahre Kalorienbomben, ein wenig leichter sind pönnukökur (Crêpes), gefüllt mit Sahne oder Marmelade, und kleinur (Schmalzgebäck). Flatbrauð ist ein Pfannkuchen aus Roggenmehl und wird mit einer dünnen Scheibe hangikjöt, geräuchertem Lammfleisch, belegt. Auch ein Sandwich mit rækja (Krabben) und Mayonnaise zählt zum Nachmittagsimbiss.
Das Abendessen in familiärer Runde ist die wichtigste Mahlzeit. Am Wochenende gehen viele Isländer auch ins Restaurant; die international ausgebildeten Köche kreieren zum Teil fantasievolle Gerichte aus den heimischen Produkten, oft asiatisch oder mediterran inspiriert. Ausgezeichnet ist der Lachs, ob geräuchert oder gegrillt. Ganzjährig gibt es den Zuchtlachs und im Sommer Wildlachs aus einem der berühmten Lachsflüsse. Reyktur silungur (geräucherte Forelle) ist mit Wacholder geräuchert vor allem am Mývatn eine Spezialität. Wenn du als Hauptgericht lamb (Lammfleisch) wählst, musst du zwar deutlich mehr als für ein Fischgericht bezahlen (rund 40 Euro), doch es lohnt sich. Die frei laufenden Lämmer fressen den ganzen Sommer nur Gräser und Kräuter, deshalb hat ihr Fleisch einen leicht „gewürzten“ Geschmack. Eine andere Spezialität ist hreindýr (Rentier) – für Wildkenner ein Genuss. Häufig sieht man Restaurants mit hvalur (Walfleisch) werben. Das Fleisch wird gebraten wie ein Steak und hat einen recht kräftigen Geschmack. Aufgrund des relativ niedrigen Preises gehörte Walfleisch früher zu den Gerichten der armen Fischer.
Zu einem opulenten Abendessen gehört Wein, und zu allen Mahlzeiten bekommst du Leitungswasser, das aufgrund seiner Güte sogar exportiert wird. Das typische Getränk aber ist Kaffee – nach jeder Mahlzeit und zu jedem Treffen; abends mit Cognac oder Likör verfeinert. Er ist relativ preiswert, zumal eine zweite Tasse meistens inklusive ist.
geräuchertes Lammfleisch, kalt als Aufschnitt mit Fladenbrot aus Roggenmehl (flatkökur)
Luftgetrockneter Schellfisch, Kabeljau oder Seewolf, mit Butter
Dunkles, süßes Brot (in einigen Orten in heißen Quellen gegart)
Eintopfgericht aus Kartoffeln, Fisch und Zwiebeln
Geräuchertes Lammfleisch zusammen mit Kartoffeln, Béchamelsauce und grünen Erbsen gekocht, ein traditionelles Weihnachtsgericht
Leberwurst aus Lammleber, gehört zusammen mit blóðmór zu den slátur genannten Schafswürsten
Frischkäse aus Magermilch mit Milch oder Sahne und braunem Zucker
Rhabarberkompott, mit skyr, Eis oder pur
„Eheglück“ heißt diese Linzertorte
Isländisches Bier mit Quell- oder Gletscherwasser gebraut
Molke, die sich vom skyr absetzt, erfrischend und sehr gesund
Der isländische Aquavit wird wegen seines Etiketts (und der Prozente) auch „Schwarzer Tod“ genannt