Der kulinarische Aufschwung Floridas wurde 2022 mit der ersten Ausgabe eines Guide Michelin für Miami, Orlando und Tampa belohnt. Ansonsten lebt im Norden des Bundesstaats weiterhin die Küche der Südstaaten mit ihren frittierten Gerichten (deep fried), oft scharf und blackened (in dunklen Gewürzen gewälzt). Fried chicken (Hühnchen) und fried shrimp treiben den Cholesterinspiegel in die Höhe. Kartoffeln kommen als hush puppies zum Einsatz: durch ein Sieb passiert und dann in heißem Fett gebacken. Zu den regionalen Spezialitäten, vor allem im Panhandle, gehören crawfish (Süßwasserkrebse) und crab cakes aus Louisiana-Krebsfleisch, scharf gewürzt in kreolischer Tradition. Okra, einer der Hauptbestandteile des Eintopfs gumbo, bereichert die Gemüsepalette. Im Süden dominieren Gegrilltes und Früchte sowie unzählige Variationen der gazpacho. Kreative Köche verfeinern sie mit Hummer und Avocado. Salsa – die mexikanische Sauce aus Tomaten, Tropenfrüchten oder auch Grapefruit, wird angereichert mit Koriandergrün, Zwiebeln und roten Pfefferschoten. Mango und Papaya kommen als erfrischende Beilagen auf den Tisch. Und Ingwer, Kokosnuss und Zitronengras sind aus der Floridaküche nicht mehr wegzudenken. Zwar schmeckt frisch gepresster Orangensaft nirgends besser als in Florida, doch die Stars unter den hiesigen Früchten sind die tiefgrünen Limetten, die auf den Keys wachsen. Ihr Aroma ist angenehm intensiv. Den besten Key-Lime-Saft in Flaschen, Nellie & Joe’s Famous Lime Juice, findest du in den meisten Supermärkten.
In Landstrichen mit kubanischen und südamerikanischen Einwanderern werden dir Tapas, gemischte Vorspeisen, meist an der Bar serviert. In der Pfanne gebrutzelte fajitas sind scharf gewürzte, mit Zwiebeln und Paprika versetzte Streifen aus Rind- (beef) oder Hühnerfleisch (chicken). Sopa de frijoles negros heißt die beliebte Suppe aus schwarzen Bohnen, arroz con camaronez ist weißer Reis mit Shrimps, arroz con pollo Safranreis mit Hühnchen und piccadillo ein pikanter falscher Hase mit Oliven und Rosinen. Und das Cuban sandwich – mit Bergen von Schweinefleisch, Schinken und Käse – stillt selbst großen Hunger. Beim Fisch solltest du dich stets vergewissern, dass er frisch ist (catch of the day). Feine Restaurants legen heute Wert darauf, dass er line caught ist, also von der Angel kommt und nicht aus Massenfang. Zu den Spezialitäten aus dem Meer gehören hier grouper (Zackenbarsch, am besten sautiert), mahi mahi (Goldbrasse), shrimp (Garnele), mullet (Meeräsche, gut: geräuchert), die lokale Krebsart stone crab sowie Muschelgerichte. Wenn du dich nicht vor Exotischem fürchtest, probier das Fleisch von Reptilien. Du wirst staunen – es schmeckt so ähnlich wie Rind.
Drinks sind frozen (im Mixer mit Eis püriert, z. B. Margarita oder Daiquiri), on the rocks (mit Eis) oder auch straight up (ohne Eis, z. B. Martini-Cocktail) oder neat (ebenfalls ohne Eis, z. B. Bourbon) zu bekommen. Offener Wein wird by the glass serviert. Schwer im Trend sind Mikrobrauereien, die unter dem weit verbreiteten Label craft beer ihren eigenen Gerstensaft herstellen. Was aus dem Hahn kommt, ist oft sehr gut, aber deutlich reicher an Alkohol als heimische Industriebiere. Generell gelten strenge Alkoholgesetze. Supermärkte und staatliche liquor shops geben ihre Ware nur an Kunden über 21 Jahre ab. Bei Alkoholkonsum auf der Straße, am Steuer und in allen State Parks ist mit erheblichen Geldbußen zu rechnen.
Vor allem die Restaurants in den größeren Städten und von Touristen frequentierten Gegenden bieten zunehmend Gerichte aus Bioanbau (organic) an. Die Zutaten dafür stammen in der Regel aus Florida, oft weisen Speisekarten auf ihre genaue Herkunft hin.
Die kulinarische Einteilung des Tages sieht meist so aus: Zum Frühstück geht man in den coffeeshop, wo mittlerweile oft hervorragender Kaffee serviert wird. Vorteil von Filterkaffee: den kannst du dir grenzenlos nachschenken lassen. Dazu gibt es Eier (scrambled = Rührei, sunny side up = Spiegelei, over-easy = überbackenes Spiegelei, poached = pochiertes Ei) sowie Schinken oder Speck, Bratkartoffeln und die Südstaatenspezialität Maisgrieß (grits).
„Restaurant“ nennt sich bereits, was nach europäischen Maßstäben nur eine Imbissstube wäre. Restaurants, die diesen Namen wirklich verdienen, bauen auf eine Institution, an die du dich erst mal gewöhnen musst: eine hostess oder einen host, der dich begrüßt und dir einen Tisch zuweist.
Dinner wird in ländlichen Gegenden häufig schon ab 17 oder 17.30 Uhr und oft nur bis 21 Uhr serviert.
Die Bedienung bekommt ein Trinkgeld (tip), das mehr ist als bloße Anerkennung für freundlichen Service – es ist ihr Lohn. Der Betrag (Minimum 15–22 Prozent) kommt zu den in der Speisekarte aufgeführten Preisen ebenso dazu wie die Konsumsteuer von 6 Prozent. In Touristenhochburgen wie Miami Beach setzen manche Restaurants das Bedienungsgeld mit auf die Rechnung – hier essen viele Reisende aus Europa, die mit den Gepflogenheiten nicht vertraut sind.
Rahmige Suppe nach Art der Keys mit reicher Meeresschnecken-Einlage
Frittiertes Muschelfleisch mit Remoulade und anderen Dips
Häppchen aus rohem, mariniertem Seafood: Shrimps oder Tarpun
Florida-Austern direkt aus dem Meer
Flusskrebse mit Mustard Sauce (Senfsauce)
Goldbrasse in einer leckeren Nusskruste
Reisgericht mit Huhn, gewürzt mit Thymian und Cayennepfeffer
Üppig mit Braten, Schinken und diversen Käsesorten belegtes Baguette
Dünnes Steak mit Reis und schwarzen Bohnen nach kubanischer Art
Kuchenklassiker aus aromatischen Key-Limetten
Fruchtige Orangentorte
Tropischer Kuchen aus Guave, Butter, Mehl und Zitronensaft
Indian Pale Ale aus der Mikrobrauerei
Cocktailklassiker aus Kuba auf Rumbasis
Sorbetartiger Drink (auch mit Früchten) – eine Variante des mexikanischen Margarita (Cocktail auf Tequila-Basis), die mit zerstoßenem Eis gemixt wird
Starker, aus dunkel gerösteten Bohnen aufgebrühter Espresso mit Rohrzucker