Marco Polo Magazin
15.04.2014

Schweiz

Tessin: Wo die Schweiz italienisch ist

Hinter dem Gotthard-Pass beginnt Italien, behaupten sogar die Tessiner. Und spielen damit auf ihre enge Beziehung zum Nachbarland an, die nicht nur in der gemeinsamen Sprache begründet liegt. Auch die Landschaft, die ausnahmslos südlich des Alpenhauptkamms liegt, hat mehr italienische als schweizerische Akzente. Und nirgendwo sonst in der Schweiz gibt es einen Frühling von gefühlten neun Monaten.

Abwechslungsreiche Landschaft

Das Tessin lebt von seinen Gegensätzen auf engstem Raum: von kargen Felslandschaften bis hin zu üppigen Gärten, von mondänen In-Destinationen an einem der Seen bis hin zu ursprünglichen Gebirgsdörfern in abgelegeneren Tälern. Allein die Höhenunterschiede sprechen für sich: Den höchsten Punkt nimmt das Rheinwaldhorn mit 3402 Meter Höhe ein, den tiefsten findet man im Lago Maggiore (64 Meter unterhalb des Meeresspiegels) – das sind fast 3500 Meter Unterschied auf rund 50 Kilometern.

Mit diesen Kontrasten fasziniert das Tessin sowohl luxus-verwöhnte Urlauber als auch Wanderer auf der Suche nach Einsamkeit und Ursprünglichkeit. Auch kunsthistorische und architektonische Bedürfnisse lassen sich spielend befriedigen. Und Weinkenner werden – wenn nicht durch die Traubenform des Kantons – vom hervorragenden Merlot magisch angezogen. Kein Wunder also, dass es schon einige Literaten hierher verschlagen hat, darunter Hermann Hesse, Max Frisch und Erich Maria Remarque. Selbst davon zehrt das Tessin: von seinem Ruf, zahlreichen Künstlern und Schriftstellern Inspiration und Heimat geboten zu haben.

Wildes Gebirge

Gebirgsliebhaber wähnen sich hier im Paradies. Vor allem das Maggiatal, das sich von Locarno am Lago Maggiore rund 50 Kilometer nach Norden erstreckt, steht hoch im Kurs. Während zu Anfang der wilde Gebirgsfluss, die Maggia, das Tal dominiert und Blicke und Begierden der Wassersportler auf sich zieht, geraten mehr und mehr die seitlich aufragenden Wände und Felsen in den Fokus. Im oberen Teil, wo sich das Valle Maggia in viele nur teilweise bewohnte Seitentäler verästelt, finden Bergsteiger und Wanderer ein reiches Betätigungsfeld.

Ursprüngliche Dörfer

In diesen letzten Winkeln des Tessins finden sich auch Dörfer oder Häusersammlungen, die meilenweit entfernt scheinen von dem mondänen Treiben am Lago Maggiore. Fusio ist mit 1300 Metern das höchstgelegene Dorf an der Maggia und kann mit einem hübschen Ortsbild aufwarten. Sonogno, am Talschluss des Val Verzasca, zeigt und verkauft Tessiner Handwerk. Und Indemini, ein malerisches Bergdorf südöstlich des Lago Maggiore, ist selbst heutzutage nicht leicht zu erreichen.

Mondäne Kurorte

Völlig konträr präsentieren sich einige Orte direkt an einem der Seen. Klares Ziel Nummer eins ist dabei der Kurort Lugano, der vor allem mit subtropischer Vegetation verzaubert, die bei 2200 Sonnenstunden im Jahr üppig sprießt und paradiesische Vergleiche nicht scheuen muss. Am schönsten ist es demzufolge im Frühjahr, wenn alles zu blühen beginnt.

Das Pendant am Lago Maggiore heißt Locarno, der als wärmster Ort der ganzen Schweiz gilt. Trotz der nicht immer gelungenen Verbauung konnte sich Locarno seinen ursprünglichen Charme bewahren und stellt heute eine Mischung aus rustikal-alpenländischem und internationalem Flair dar. Der Nachbarort Ascona versucht als ehemaliges Künstlerdorf dem „Allerweltstourismus“ zu trotzen.

Historische Zeugnisse

Historisch bedeutsamer Ort ist Bellinzona, die Hauptstadt des Kantons. Drei große Befestigungsanlagen aus dem 14. und 15. Jahrhundert können besichtigt werden und gehören seit dem Jahr 2000 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die 28 Meter hohen Türme des Castello Grande bieten außerdem einen hervorragenden Fernblick.

Moderne Architektur

Dass die Tessiner nicht nur historische Rustico, also traditionelle Steinhäuser, bauen können, beweist immer wieder der international bekannte Architekt Mario Botta. Eines seiner bekanntesten Werke ist die Kirche von Mogno im Val Lavizzara, die im Jahr 1996 aus traditionellen Materialien erbaut wurde – die Optik ist allerdings alles andere als traditionell.

Weitere Ziele für moderne Architektur-Fans sind die Kapelle Santa Maria degli Angeli am Monte Tamaro, die Seilbahngebäude an der Cima della Trosa und das Gebäude der Banco del Gottardo in Lugano.

Lukullische Genüsse

Wer die traditionelle Küche des Tessins kennen lernen möchte, sollte auf große Restaurants verzichten und stattdessen auf dem Land oder in den Bergen nach Lokalitäten suchen. Dort wird meist noch bodenständige Kost serviert und die Preise sind nicht ganz so hoch. Zu den elementaren Bestandteilen der Tessiner Speisekarte gehören Polenta, ein Maismehlbrei, Risotto in vielen Variationen sowie Minestrone, eine herzhafte Gemüsesuppe. In den Bergtälern isst man viel Ziegenkäse, an den Seen frischen Fisch.

Für ein Glas Wein begibt man sich am besten in ein „Grotto“, wo hervorragender Tessiner Merlot kredenzt wird. Da man sich im Kanton auf diese Rebsorte spezialisiert hat – 83 Prozent der Rebflächen sind mit Merlot bestückt –, darf man sich auf hohe Qualität freuen.https://www.marcopolo.de/reisefuehrer-tipps/tessin/index-7724.html

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von Solveig Michelsen

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